<HTML>Spiegel-online berichtet (18.3.2004):
Ermittler will nicht für Pannen verantwortlich sein
Im Prozess um den belgischen Kinderschänder Marc Dutroux hat einer der ehemaligen Fahnder ausgesagt. Der Mann hatte das Verlies übersehen, in dem die entführten Mädchen gefangengehalten wurden.
Arlon - Der ehemalige Oberwachtmeister René Michaux war damals mit den Ermittlungen betraut und hatte das Haus Dutroux' mehrmals durchsucht.
Die schwere, als Wandregal getarnte Tür hatte der Beamte dabei jedoch übersehen. Hinter ihr befanden sich zu dieser Zeit vermutlich die entführten Mädchen Julie und Melissa. Die Mädchen kamen später grausam ums Leben.
Einmal hörte Michaux Geflüster, ordnete die Geräusche jedoch spielenden Kindern in der Nachbarschaft zu. In demselben Versteck wurde bei einer späteren Durchsuchung auch die verschleppte Laetitia übersehen - trotz des Einsatzes von Suchhunden. Erst der verhaftete Dutroux selbst führte später die Polizei zu dem Kerkerverlies.
Dutroux, dessen Ex-Frau Michele Martin sowie zwei weitere mutmaßliche Komplizen stehen vor Gericht, weil sie sechs Mädchen entführt und vier von ihnen ermordet haben sollen.
Für Versäumnisse der Polizei wollte Michaux keine Verantwortung übernehmen. Stattdessen habe es sich um "eine Verkettung von Umständen" gehandelt, sagte er nach seinem Auftritt vor dem Schwurgericht in Arlon. Letztlich verantwortlich seien stattdessen die Politiker.
Der Polizist machte bei seinem Auftritt einen nevösen und angespannten Eindruck. Er berichtete unter anderem von einem angeblichen Komplott zwischen Polizei und Politik, dem zufolge er als Sündenbock für Ermittlungsfehler herhalten solle. Ein Polizeisprecher wies dies umgehend zurück.
Wäre man damals seinem Rat gefolgt, so Michaux, das Haus des verdächtigen Dutroux' zu überwachen, hätte man vermutlich auch die jungen Mädchen gesehen. Aus Geldmangel sei diese Maßnahme jedoch abgelehnt worden. "Wenn die großen Bosse keine Kohle haben, kann ich nichts dafür", sagte Michaux beim Verlassen des Gerichtsgebäudes. Der Ermittler gab sich nach seinen Aussagen befreit: Nun sei alles gesagt, und "ich bin bereit, wieder ein normales Leben zu führen."</HTML>