<HTML>ZDF History 29.02.2004 berichtet zum Fall Dutroux
Viele Zeugen sterben oder werden nicht ernst genommen
Schlampereien bei den Ermittlungen und eine Reihe mysteriöser Todesfälle im Umfeld der Angeklagten geben Rätsel auf. Doch die lange Liste der verstorbenen Zeugen scheint die belgische Justiz nicht weiter zu beunruhigen.
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Nach der Verhaftung von Michel Nihoul im August 1996 meldet sich eine junge Frau namens Regina Louf bei der belgischen Polizei. Sie behauptet, sie sei jahrelang von einem Kinderschänder-Ring missbraucht worden, dem auch hochrangige Personen angehörten. Einer davon sei Michel Nihoul.
Für verrückt erklärt
Der Untersuchungsrichter Jean Claude van Espen soll in dem Fall ermitteln. Pikantes Detail: Die Schwester des Untersuchungsrichters ist die Patentante von Nihouls Tochter. Sagt Regina Louf die Wahrheit? Die Justiz schenkt ihren Aussagen keinen Glauben. Den Ermittlern, die sie befragten, wird Manipulation und Fälschung der Akten vorgeworfen. Regina Louf wird von der belgischen Justiz für verrückt erklärt...
Viele Details gewusst
Doch woher kannte sie so viele Details über den grauenvollen Mord? Einzelheiten, die nie an die Öffentlichkeit gelangt sind - z.B. einen Metallstift , der in der hand der Leiche gefunden wurde. Und woher kennt sie soviele Details über den Ort, an dem der Mord geschah: Eine verlassene Champignonzüchterei, die schon vor Jahren abgerissen wurde.
Der ehemaliger Besitzer sagt aus: "Ich wurde mit den Aussagen von Regina Louf konfrontiert, mit der Beschreibung des Ortes. Ich habe festgestellt, dass von dem, was sie sagt, ein großer Teil mit der Wahrheit übereinstimmt. Für mich und meine Familie ist Regina einmal da drin gewesen. Mindestens einmal."
Fehlende Zeugen
Regina Louf ist nicht die einzige Zeugin, die auf dem großen Prozess fehlen wird. Auch Anna Konjevoda meldete sich als Zeugin beim Untersuchungsrichter. Kurze Zeit später wird sie erwürgt aus dem Wasser gezogen. Der Mordfall ist bis heute ungeklärt. Ein weiterer Zeuge, der auf mysteriöse Weise ums Leben kommt, ist Jose Steppe. Er behauptete, er hätte wichtige Informationen. Am Tag bevor er bei der Polizei aussagen sollte, stirbt er unter rätselhaften Umständen.
Auch Bruno Tagliaferro, ein Schrotthändler, der Dutroux kannte, wird vergiftet aufgefunden. Kurz nachdem seine Frau Fabienne Jaupart aussagte, wichtige Unterlagen ihres Mannes gefunden zu haben, stirbt auch sie; verbrannt im Bett. Gina Pardaens wird bedroht, sie könnte einen Autounfall haben. Eine Woche später ist sie tot - ihr PKW knallt gegen eine Brücke.
Ungeklärte Todesfälle
Die belgische Justiz erscheint manchen Beobachtern zu untätig. In welchem Zusammenhang die Todesfälle zu den Ermittlungen gegen Dutroux und Nihoul stehen, wurde nie systematisch untersucht.
Manipulierte Ermittlungen
"Ich erinnere mich, wie Untersuchungsrichter Langlois vor der Strafkammer mehr als eine Stunde lang intensiv versucht hat, Nihoul zu schützen, zu behaupten, dass Nihoul mit dieser ganzen Sache nichts zu tun habe", erklärt Paul Marchal, der Vater der ermordeten An. "Während er sich für die ganze Dutroux-Akte, für meine Tochter An und Eefje, maximal ein Viertelstündchen nahm. Das sagt genug über die gesamten Ermittlungen aus. Damit fängt alles an: Wenn man keine guten Ermittlungen hat, kann man auch keinen vernünftigen Prozess führen."</HTML>