<HTML>Presseagentur AFP meldet:
Dutroux-Prozess: Ex-Chefermittler erhebt Vorwürfe
Arlon - Im Prozess gegen den mutmaßlichen Kinderschänder Marc Dutroux hat der ehemalige Chefermittler Jean-Marc Connerotte schwere Vorwürfe gegen die belgischen Behörden erhoben: Die vier getöteten Mädchen könnten noch leben, wenn die Justiz schnell genug gehandelt hätte, sagte Connerotte im Schwurgericht in Arlon. Den Behörden hätten bereits kurz nach Verschwinden der ersten beiden Dutroux-Opfer Julie und Mélissa genügend Hinweise gegen den vorbestraften Kinderschänder vorgelegen.
Connerotte hatte Dutroux nur wenige Tage nach Aufnahme seiner Ermittlungen im August 1996 verhaften lassen. Er ließ zudem die beiden Mädchen Sabine und Laetitia lebend aus dessen Kellerverlies befreien. Dafür wurde er in Belgien öffentlich gefeiert.
Sichtbar aufgewühlt berichtete Connerotte dem Gericht zudem, wie er nach nur gut zwei Monaten seiner Ermittlungen von der Generalstaatsanwaltschaft geschasst wurde. Connerotte musste im Oktober 1996 wegen "Befangenheit" gehen. Zuvor hatte er an einem Solidaritätsessen mit Eltern der Dutroux-Opfer teilgenommen. Der 55-jährige gilt vielen Belgiern wegen seiner akribischen Ermittlungen immer noch als "Volksheld". Zudem ging er als letzter der These nach, Dutroux sei Handlanger für einen Kinderschänder-Ring mit Kontakten in höchste Kreise gewesen.
Die überraschende Abberufung im Oktober 1996 habe zu einem völligen "Vertrauensverlust" in seinen eigenen Berufsstand geführt, sagte Connerotte weiter. Sie habe zudem gut zwei Monate mühevoller Ermittlungen zunichte gemacht. Er erinnerte auch an die Morddrohungen, die er zuvor erhalten hatte. Den Polizeischutz, unter den er gestellt wurde, habe er als Einschränkung seiner Arbeit empfunden.</HTML>