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Re: Hohe Beträge für illegale Handlungen

17.11.2006 13:17:26
Korruptions-Skandal bei Siemens - Die Tage der Abrechnung

Süddeutsche Zeitung, 16.11.2006
[www.sueddeutsche.de]

Ermittler decken bei Siemens ein dubioses Finanzsystem auf und vermuten die Drahtzieher im Management.
Von Klaus Ott und Martin Balser

Auszüge:

Bei Siemens wird abgewiegelt: eine übliche Taktik, sobald Korruptionsvorwürfe laut werden. Das passt in diesem Fall freilich nicht zu den Vorwürfen der Fahnder. Zwei ehemalige Vorstandsmitglieder der Sparte Kommunikation (Com) werden verdächtigt, zusammen mit weiteren Beschäftigten und ehemaligen Mitarbeitern das geheime Finanzsystem entwickelt und betrieben zu haben, um mit Schmiergeldzahlungen weltweit an lukrative Aufträge zu gelangen: Michael Kutschenreuter, 52, ehemals Finanzchef der Sparte, und Andy W. Mattes, 45, der sich um Unternehmenskunden kümmerte.

Beide gehörten von 2001 an zum Vorstand von Com beziehungsweise der Vorgängersparte IC Networks, und beide haben zuvor schon Karriere bei Siemens gemacht. Kutschenreuter zählt als Bereichsvorstand der Immobilien-Sparte Siemens Real Estate noch immer zum Top-Management von Siemens.

Jede Menge dubioser Rechnungen
... Was die Fahnder bislang ermittelt haben, ist für Siemens schon schlimm genug. Da schickten Firmen aus den USA und Österreich jede Menge dubioser Rechnungen an Siemens-Com auf der Basis teurer Beraterverträge und erhielten dafür jede Menge Geld.
Die Millionenbeträge flossen anschließend, ebenfalls auf Basis fragwürdiger Rechnungen, weiter an sogenannte „Off-Shore“-Gesellschaften auf den Virgin Islands in der Karibik. Hinter diesen Gesellschaften wiederum standen zwei ehemalige Siemens-Mitarbeiter. Die Fahnder gehen davon aus, auf Tarnfirmen und Scheinrechnungen gestoßen zu sein. Das ist ein typisches Muster, um hohe Beträge für illegale Handlungen abzuzweigen.

Dass Korruption bei Siemens kein Einzelfall sei, behauptete im vergangenen Jahr auch ein Ex-Manager der Erlanger Siemens Medizintechnik. Regelmäßig habe er für den Konzern Bargeld nach Moskau transportiert - was die Firma allerdings bestritt...

Einige Anmerkungen zum Artikel:

Dass "fragwürdige Rechnungen" bezahlt werden, "ist ein typisches Muster, um hohe Beträge für illegale Handlungen abzuzweigen."
Illegale Handlungen können sich auch auf andere ungesetzliche Aktivitäten beziehen, nicht nur auf Korruption. Entsprechende Andeutungen wurden bereits von der Staatsanwaltschaft München gemacht.

Warum fällt mir gerade ein, dass im Umfeld mancher fränkischer Folteropfer, bestimmte Täter seit Beginn ihrer Aktivitäten in plötzlichem Wohlstand und Luxus leben.

Im Bericht der Süddeutschen Zeitung wird auch der Siemens Bereich Power Generation genannt, der manchen Insidern durchaus ein Begriff ist.

Doppeldeutig ist der Untertitel des Artikels: Die Tage der Abrechnung.
Die Autoren wollen vielleicht damit andeuten, dass es kein Wunder ist, wenn ein Konzern, der bei hohen Gewinnen Tausende von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern entläßt, in Form von Insiderwissen für Staatsanwaltschaft und andere (auch Opfer), selbst eine "Rechnung" erhält.

Zugriff im Dunkelfeld

DIE ZEIT-online, 17.11.2006 von Karsten Polke-Majewksi

[www.zeit.de]

Auszüge:
Die kriminellen Machenschaften, denen die Staatsanwaltschaft nachgeht, reichen offenbar weit in die Führungsstrukturen des Konzerns hinein...
Die Dimension der Affäre ist noch nicht klar und auch nicht, wer profitiert hat. Haben die Beschuldigten das Geld für sich selbst abgezweigt, also unterschlagen? Oder geht es um Schmiergeldzahlungen...
Dass die illegalen Machenschaften jetzt ans Licht kommen, ist nicht nur der Arbeit von Staatsanwälten in der Schweiz und Italien zu verdanken, die ein Rechtshilfeersuchen zur Durchsuchung von Siemens-Büros stellten, sondern auch einer anonymen Anzeige. Womit sich ein klassischer Mechanismus wiederholt. Mauscheleien kommen immer dann ans Licht, wenn sich ein Unternehmen im Umbruch befindet, Jobs und Machtstrukturen gefährdet sind und es Verlierer gibt...

Frankfurter Allgemeine Zeitung (online), 17.11.2006

UPDATE: Staatsanwaltschaft verhaftet Siemens-Spitzenmanager

[www.faz.net]

Auszüge:

MÜNCHEN (AP)--Die Korruptionsaffäre bei der Siemens AG, München, schlägt immer größere Wellen: Wie am Donnerstagabend bekannt wurde, sind unter den Beschuldigten zwei ehemalige Vorstandsmitglieder einzelner Konzernsparten. Gegen einen von ihnen sowie gegen vier weitere Konzernmitarbeiter erging Haftbefehl...

Nachdem die Münchner Staatsanwaltschaft am Donnerstag zunächst die Verhaftung eines inzwischen aus dem Unternehmen ausgeschiedenen Vorstandsmitgliedes der Kommunikationstechnik-Sparte Siemens Com bestätigt hatte, wurde bekannt, dass sich auch ein amtierender Sparten-Vorstand des Unternehmens in Haft befindet...

Der Münchner Oberstaatsanwalt Christian Schmidt-Sommerfeld hatte zuvor mitgeteilt, dass sich die Zahl der beschuldigten Siemens-Mitarbeiter von sechs auf zehn erhöht habe. Auch gegen zwei Nicht-Mitarbeiter des Konzerns aus dem privaten Umfeld der Verdächtigen werde ermittelt, erklärte die Staatsanwaltschaft...

Nach der Großrazzia am Mittwoch habe sich der Tatverdacht gegen die Siemens-Mitarbeiter erhärtet. "Drei der Beschuldigten haben bereits umfassende Angaben gemacht", erklärte Schmidt-Sommerfeld. Angaben zu weiteren Einzelheiten lehnte er jedoch aus ermittlungstaktischen Gründen ab.

Die Schweizer Bundesanwaltschaft gab am Abend bekannt, dass Gelder in zweistelliger Millionenhöhe beschlagnahmt wurden. Die BA war nach eigenen Angaben bereits im Spätsommer 2005 aktiv geworden, und zwar aufgrund einer Mitteilung der Geldwäscherei-Meldestelle. Ihr Geldwäscherei-Verfahren richtet sich zurzeit gegen zwei ehemalige Siemens-Mitarbeiter und eine dritte Person, die in Beziehung zum Konzern stand.

Update: Umfassende Geständnisse, neue Sachverhalte & Ermittlungen, Kanzlei Dr. Beckstein [verschiedene Quellen]:
München24.info, 18.11.2006

München: Siemens-Schmiergeldskandal weitet sich aus

Über 100 Millionen Euro an Bestechungsgeldern sollen schon auf den Konten von Siemens-Managern gefunden worden sein. Das berichtet das Nachrichtenmagazin Focus. 40 Mio. Euro hätten demnach die Ermittler auf dem Konto eines Managers der griechischen Niederlassung entdeckt. In Österreich sollen die Polizeibehörden bereits 60 Mio. Euro eingefroren haben, die dort auf Bankkonten gefunden wurden. In der Schweiz läuft ebenfalls ein Geldwäscheverfahren. Die Bundesanwaltschaft in Bern bestätigte, dass dort Guthaben in Millionenhöhe sichergestellt wurden...

Eine anonyme Anzeige habe laut Siemens im Jahr 2005 dazu geführt, dass die Ermittlungen aufgenommen wurden. In der Schweiz ging laut Focus die Inititative von der Dresdner Bank aus. Sie hatte eine Anzeige wegen Verdachts auf Geldwäsche gemacht. Mitte dieser Woche wurden dann von der Münchner Staatsanwaltschaft über 200 Beamte in Gang gesetzt, um in München und Erlangen bei Siemens und Siemens-Managern Büros und Privathäuser zu durchsuchen. Einige der festgenommenen Manager legten inzwischen ein umfassendes Geständnis ab. Dabei wurden neue Sachverhalte offenbart, die zu weiteren Ermittlungen der Münchner Staatsanwaltschaft geführt haben.

Die Siemens AG hat inzwischen einen Ombudsmann einsetzt. Die Kanzlei des Bayerischen Innenministers Günther Beckstein (CSU) in Nürnberg bekam den Auftrag, das bestehende Compliance-System des Unternehmens nach Lücken zu untersuchen...

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Exkurs zum Mikrowellen-Epos

Wenn wir schon beim Bayerischen Innenminister Dr. Beckstein und einem bestimmten Konzern sind, lohnt sich ein kleiner Exkurs, weg von den aktuellen Meldungen zum erstaunlich vorausblickenden Mikrowellen-Epos!
Vor allem Folge 27 [www.findefux.de]
28 [www.findefux.de]
und 29 [www.findefux.de]
Für die grossen Zusammenhänge und Hintergründe siehe die Folgen 1 bis 26 [plus] des Mikrowellen-Epos unter
[www.heise.de]

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Siemens-Affäre gewinnt an Wucht

Financial Times Deutschland 20.11.2006, online

von Thomas Fromm (München) und Sven Clausen (Hamburg), Auszug:

"Lawine ins Rollen gekommen"
In Konzernkreisen ist man sich der Tatsache bewusst, dass sich der Fall noch ausweiten könnte. Man hofft hier auf einen säubernden Effekt: "Die Lawine ist ins Rollen gekommen, und sie ist nicht mehr aufzuhalten. Aber wenn sie unten angekommen ist, ist der Hang frei", heißt es aus dem Umfeld des Aufsichtsrats.

Spiegel-online, 22.11.2006
Bande plünderte Siemens

Die Schmiergeldaffäre bei Siemens nimmt ungeahnte Dimensionen an. Die Staatsanwaltschaft in München schätzt den Schaden mittlerweile auf 200 Millionen Euro und spricht von Bandenbildung innerhalb des Konzerns. Zwei weitere Verdächtige wurden heute verhaftet.

München - Die Münchner Staatsanwaltschaft teilte mit, die heute festgenommenen Siemens-Manager seien in der internen Revision und im Rechnungswesen tätig...
Mehrere Mitarbeiter des Elektro-Konzerns stehen unter Verdacht, jahrelang Firmengeld in Millionenhöhe abgezweigt zu haben...

Mikrowellen-Epos: 30. Folge

Passend zur Thematik: Mikrowellen-Epos 30. Folge erschienen:
[www.findefux.de]

heise-online news 23.11.2006

Banden-Kriminalität auf Vorstandsebene: Siemens unter Schock

Die Enthüllungen über eine Bande teils hochrangiger krimineller Mitarbeiter und die Unterschlagung von rund 200 Millionen Euro haben den Siemens-Konzern in einen Schockzustand versetzt...

Süddeutsche Zeitung (online) 23.11.2006

Großkonzern unter Schock

Auszüge:

Viele Siemens-Mitarbeiter sind schockiert über die Enthüllungen.

Mit der Verhaftung eines früheren Bereichsvorstands und durch die Beteiligung von Mitarbeitern im Bereich des Controllings hat die Affäre inzwischen eine Dimension erreicht, die kaum jemand im Haus für möglich gehalten habe. Siemens-Vorstandschef Klaus Kleinfeld versuchte, mit der Ankündigung eines harten Vorgehens in die Offensive zu kommen.

Offiziell wollen sich derzeit nur wenige bei Siemens zu dem Skandal äußern. "Ich persönlich arbeite seit 25 Jahren für den Konzern, und es bewegt mich sehr, was da vorgeht", sagte am Donnerstag der Chef der Siemens-Tochter Osram, Martin Goetzeler.

Er könne nur versichern, dass "der gesamte Vorstand von Siemens und die Führungsmannschaft daran interessiert sind, dass die Vorwürfe aufgeklärt werden und dass die Kooperation mit der Staatsanwaltschaft vollständig fortgesetzt wird".

Schonungslose Aufklärung versprochen

Auch Kleinfeld kündigte eine schonungslose Aufklärung an. Mitarbeiter, bei denen sich der Verdacht auf ungesetzliches Verhalten erhärte, würden "unmittelbar suspendiert"...


Handelsblatt 24.11.2006

Siemens-Kontrolleure unter Beschuss

Auszüge:
In der Affäre um schwarze Kassen bei Siemens gerät der Aufsichtsrat unter Führung Heinrich von Pierers in die Kritik. Experten wollen nicht glauben, dass die Schwarzen Kassen und die abgezweigten Millionen den Kontrolleuren nicht aufgefallen sind. Medienberichten zufolge könnte die veruntreute Summe noch weit höher als 200 Millionen Euro gewesen sein.

„200 Millionen Euro für schwarze Kassen“, so Christian Strenger, einer der profiliertesten Experten für gute Unternehmensführung (Corporate Governance), gegenüber dem Handelsblatt, „das müsste im Präsidialausschuss oder im Prüfungsausschuss des Aufsichtsrats eigentlich aufgefallen sein.“ Der Chef der bayerischen SPD-Landtagsfraktion, Franz Maget, sieht von Pierer persönlich in der Verantwortung: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass Handlungen in dieser Dimension ohne das Wissen des Konzernvorstands passiert sind“, sagte er dem „Tagesspiegel“. Die bisherigen Ermittlungen beziehen sich auf die Zeit vor 2004, als von Pierer noch Konzernchef war.

Nach Einschätzung eines führenden Münchener Strafrechtlers, der nicht genannt werden wollte, gibt der Vorwurf von Bandenkriminalität den Ermittlern weit reichende Möglichkeiten. So können sie gegen Beschuldigte Telefonüberwachung einsetzen. Außerdem dürfen Tatbestände, die ansonsten bereits verjährt wären, mit jüngeren Verfahren verklammert werden. Für Siemens könnte die Affäre auch in den USA Folgen haben. „Siemens hätte längst ein funktionierendes Whistleblower-System haben müssen, wie es die US-Börsenaufsicht verlangt“, sagte Strenger. Dieses System schützt Informanten, die Missstände aufdecken. Siemens ist seit Jahren an der US-Börse notiert...


Siemens und seine schwarzen Kassen

Zwei Männer packen aus

Süddeutsche Zeitung 25.11.2006
Von Hans Leyendecker und Klaus Ott

Auszüge:
Aus der Welt der Geheimdienste stammt der schöne Begriff des "Only-what-you-need-to-know": Er steht für ein System der Abschottung von Informationen. Bei heiklen Operationen soll nicht jeder alles wissen und nur so viel erfahren, wie absolut notwendig ist. Wenn die Geständnisse der im Siemens-Korruptionsfall arrestierten Leute aus dem Unternehmen stimmen, ging es bei dem Weltkonzern manchmal genau so zu wie bei den Geheimen.

Als Anfang 2004 das System der schwarzen Kassen aufzufliegen drohte, sei er zu Thomas Ganswindt gegangen, damals Vorstand und Chef der Netzwerksparte ICN, behauptet ein in Haft sitzender ehemaliger Siemens-Mitarbeiter in seiner Vernehmung am Donnerstag vergangener Woche. Ganswindt habe sofort eine Rauschanlage in seinem Zimmer angestellt. So sollte verhindert werden, dass draußen einer mitbekam, was drinnen besprochen wurde...

Rauschanlage hinter Vorstandstüren? Geheimdienstgetue am Wittelsbacher Platz in München, dem Stammsitz von Siemens? Stimmt das wirklich oder versucht ein Beschuldigter, den Sumpf zu vergrößern, damit am Ende alle darin versinken? Ganswindt jedenfalls will sich zu all dem nicht öffentlich äußern. Über einen Sprecher lässt er am Freitagabend allerdings mitteilen, er verfolge "die laufenden Ermittlungen bei Siemens sehr aufmerksam". "Mit der Staatsanwaltschaft und anderen Behörden" werde er "selbstverständlich kooperieren", wenn dies "erforderlich" sein sollte.

Ein anderer Untersuchungshäftling berichtet Ähnliches. Er sei seit etwa 1994 Geldbote und Verwalter schwarzer Kassen gewesen. Bis zur zweiten Ebene, auf der Scheinfirmen ihre Scheinrechnungen stellten, sei er im Bilde gewesen. Die Offshore-Plätze mit den Briefkastenfirmen habe er nicht gekannt, und wer am Ende das schwarze Geld kassiert habe, sei ihm nicht gesagt worden. Dafür sei er ein zu kleines Licht gewesen. In diesen Bereichen, belehrte er die Vernehmer, würden keine Fragen gestellt, sie würden auch nicht beantwortet werden...


Aufsichtsratschef von Pierer kündigt Aufklärung an

Spiegel-online und andere Quellen (25./26.11.2006)

Siemens-Aufsichtsratschef Heinrich von Pierer sieht das Unternehmen durch die Korruptionsaffäre in seinen Grundlagen gefährdet und hat deshalb eine kompromisslose Aufklärung der Vorwürfe angekündigt. Zusammen mit Vorstandschef Klaus Kleinfeld schrieb Pierer in einem Brief an die Mitarbeiter: "Kein Mitarbeiter, kein Manager kann sich darauf berufen, er habe nicht gewusst, was in unserem Hause in Sachen Verhaltensethik erwartet wird."

Weiter heißt es in dem Brief: "In einer Pressemitteilung der Staatsanwaltschaft München ist in diesem Zusammenhang sogar von 'Bandenbildung' die Rede. Wir halten es nicht für übertrieben, wenn wir feststellen, dass es hier um die Fundamente unseres auf Nachhaltigkeit ausgerichteten Unternehmens geht". Jetzt müsse ein Ruck durch das Unternehmen gehen. Um das Unternehmen wieder nach vorne zu bringen, "müssen wir kompromisslos aufräumen", kündigte die Siemens-Spitze an. Die Glaubwürdigkeit von Siemens' gesellschaftlicher Verantwortung sei bedroht...

Schwarze Kassen bei Siemens interessieren die US-Börsenaufsicht

[www.findefux.de]

Der Mann, vor dem Siemens zittert

Süddeutsche Zeitung, 2.12.2006, print & online
[www.sueddeutsche.de]

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Mikrowellen-Epos 31. Folge ist da!
[www.findefux.de]
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Mit Stumpf und Stiel - Die schwarzen Kassen bei SIEMENS sind gewaltig

Der Stern, Nr. 49, 30.11.2006, S. 194/196 Auszüge:

"Der Chef des Bundeskriminalamtes, Jörg Ziercke, glaubte noch Ende 2OO5 an das Gute im Multi... als er Pläne vorstellte, mit den Sicherheitsdiensten deutscher Grosskonzerne enger zusammenzuarbeiten."
[Anmerkung: Es gibt noch andere Zusammenhänge, aber diese Absichten des BKA verdeutlichen vielleicht, warum alle Hinweise, Informationen, Fakten und Hilferufe von Opfern oder Opfergruppen über Mikrowellen-Verbrechen im BKA auf höchstes DESinteresse stossen!] Beiträge zu Sicherheitsdiensten von Konzernen, hier in unserem Forum: [www.findefux.de] und [www.findefux.de] sowie [www.findefux.de]
[Doch mittlerweile] Stern: "verdeckte Ermittlungen...Hunderte von Polizisten und Dutzende von Staatsanwälten aus vier Ländern. Was sie zutage förderten, sprengt alles, was bisher für denkbar gehalten wurde...Jetzt droht dem Konzern ein Debakel...Früher war es meist so, dass die ertappten Übeltäter alles auf die eigene Kappe nahmen. Diesmal ist das anders. Die Mauer des Schweigens bröckelt..."

Siemens engagiert Watergate-Aufklärer

Spiegel-online 11.12.2006, Auszüge:

München - Nach einer Krisensitzung des Aufsichtsrats sagte Vorstandschef Klaus Kleinfeld heute Nachmittag, Hershman und die New Yorker Anwaltskanzlei Debevoise hätten den Auftrag, Fehler im System "aufzuspüren und mit aller Konsequenz zu beseitigen".

Mit der Berufung der unabhängigen, renommierten Experten geht die zunehmend unter Druck geratene Konzernspitze in die Offensive. Siemens sei "von den Vorfällen, die derzeit von der Münchener Staatsanwaltschaft untersucht werden, äußerst betroffen", erklärte Kleinfeld..."Siemens duldet absolut kein ungesetzliches oder regelwidriges Verhalten von Mitarbeitern. Hier gibt es keinerlei Toleranz", betonte Kleinfeld. Der Konzern setze jetzt externe Experten ein, "um konkrete Verstöße festzustellen sowie mögliche Mängel im Siemens-Regelwerk, den Strukturen oder Prozessen aufzuspüren und mit aller Konsequenz zu beseitigen."
Hershman - Mitbegründer von Transparency International und einst leitendes Mitglied im Watergate-Ausschuss des US-Senats - werde den Konzern als Compliance-Berater bei der Verbesserung des Kontrollsystems beraten... Ein Aufsichtsrats-Mitglied sagte der "Süddeutschen Zeitung", ohne Hilfe von außen wäre die Aufarbeitung des Skandals zum Scheitern verurteilt.

Report München (ARD), 11.12.2OO6, Thema: Siemens

[Hätten Sie das für möglich gehalten?]
[www.br-online.de]

Budapest vergangene Woche. Die Gerüchte über dubiose Machenschaften des Siemens Konzerns reichen bis hierher, ins Obdachlosenviertel der ungarischen Hauptstadt. Ein Mann von der Straße, ein gewisser Laszlo Kutrutz soll mehr wissen.
In diesem Haus in Budapest hat er Unterschlupf gefunden. Angeblich hat Siemens seine Identität für Scheinfirmen benutzt. Was ist an den Gerüchten dran?

Reporterfrage:
„Sind Sie Laszlo Kutrutz?“

Ja, bestätigt er, ich bin Laszlo Kutrutz, der mit der Siemensgeschichte.
Die ungarische Steuerfahndung ist hinter ihm her. Mit GmbHs, die auf seinen Namen eingetragen sind, soll er viele Millionen Euro gedreht haben.
In einer Kneipe um die Ecke, will er uns erklären wie es dazu gekommen ist. An Hand eines Handelsregisterauszugs vergewissern wir uns noch einmal: ja, bestätigt er, das ist eine seiner Firma, die Euroaction GmbH. Und so hatte die Geschichte begonnen:

Laszlo Kutrutz, Obdachloser:
„Ich war in einer Gaststätte. Ich ruhte mich dort aus. Und dann kam ein fremder Mann herein und fragte mich, ob ich Geld verdienen will.“

Und hier wurde Kutruz angesprochen, vom ex-Siemens Berater András Schrödl, in der Obdachlosenkneipe Jolly. Ein Dach über dem Kopf und immer wieder auch kleine Geldgeschenke bietet der. Dafür leiht er sich die Identität zur Gründung von Scheinfirmen, am 16. Juli 2001 ist der erste Eintrag im Handelsregister verzeichnet. Und weil Schrödl noch mehr Firmen gründen will, soll Kutrutz Freunde von der Straße ranschaffen.
In das dreckige Geschäft hineingezogen wird so auch Laszlo Barath. Da über die Scheinfirmen von insgesamt sieben Obdachlosen zwar 60 Millionen Euro gedreht wurden, aber keiner von ihnen Steuern gezahlt hat, haben jetzt alle die Fahndung am Hals. Riesensummen gingen auf ihre Firmen ein, die sie in bar abheben und an den Siemens-Berater übergeben mussten, sagen sie. ...
Rechtsanwalt:
„Auf den Bankkonten der Firmen, die auf ihren Namen lauten, kann man riesige Geldbewegungen feststellen und all das kann mit den Aktivitäten der Siemens AG Ungarn in Zusammenhang gebracht werden.“ ...

Hier unter der Brücke in Budapest wird die Dreistigkeit der Siemens-Machenschaften klar. Schwarze Kassen rund um den Globus, sogar auf Kosten Obdachloser. Für Kutrutz ist jetzt jedenfalls alles noch schlimmer. Denn seit die Behörden hier ermitteln, sitzt er wieder auf der Straße, der ehemalige Siemens-Berater aber ist untergetaucht.

Laszlo Kutrutz, Obdachloser:
„All die hohen Herren bei Siemens sollen durchmachen, was ich durchmache. Sie haben keine Ahnung. Ich bezweifle, dass sie den Morgen erleben würden.“

Der Global-Player Siemens, von seinem Business-Ethik-Code scheint nicht viel übrig.

Siemens-Chef Kleinfeld ließ gegenüber report München erklären, er habe zu seiner Zeit als Vorstand des COM-Bereichs "keine operative Verantwortung gehabt".

Spiegel-online. 12.12.2OO6

Siemens muss Bilanz revidieren
Auszug:
Wegen der Korruptionsaffäre hat der Siemens-Konzern seine Geschäftszahlen für das vergangene Jahr korrigiert. Zudem will das Unternehmen die Aufklärung vorantreiben und heuerte einen ehemaligen Watergate-Ermittler an.

München - Deutschlands größter Elektrokonzern verkündete auf Grund der Affäre eine Korrektur seiner Geschäftszahlen. Als Folge der staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen gehe man für die vergangenen Jahre von einem um 168 Millionen Euro höheren Steueraufwand aus, teilte Siemens mit. Als Folge musste der Konzern seinen Gewinn des Geschäftsjahres 2005/06 auf 3,033 Milliarden Euro nach unten korrigieren...
Der Konzern musste offen lassen, ob damit alle Belastungen aus der Affäre abgedeckt sind. "Nach jetzigem Stand ist das die Summe, die wir nennen können", sagte ein Sprecher. Siemens habe nach bestem Wissen die Zahlen geprüft...
Eine Prüfung der Bücher ergab nun als Folge der staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen für die vergangenen Jahre einen zusätzlichen Steueraufwand von 168 Millionen Euro. Wenn zum Beispiel der Empfänger einer Provisionszahlung nicht klar nachgewiesen werden kann, kann die Ausgabe nicht von der Steuer abgesetzt werden.


Wie der Watergate-Mann bei Siemens ermittelt

DIE WELT-online, 12.12.2004

Der Münchener Konzern hat wegen der Korruptions-Affäre den US-Amerikaner Michael J. Hershman eingekauft. Der frühere Spezialagent hat einen guten Draht zur US-Börsenaufsicht. Er erklärt WELT.de, was er bei Siemens vorhat.
Von Oliver Haustein-Teßmer

-Sicherheitsberater und Anti-Korruptions-Experte Michael J. Hershman wird ab sofort bei Siemens wegen der Affäre um schwarze Kassen ermitteln. Dies sagte Hershman WELT.de. "Ich werde damit beginnen, die Richtlinien-Politik und -Prozesse bei Siemens in allen Details untersuchen, genau so wie die ethischen Grundsätze", sagte Hershman. "Abhängig von meinen Ermittlungen werde ich weitere Bereiche unter die Lupe nehmen."

Hershman (61) leitet die Fairfax Group, eine Firma, die "Fehlverhalten" von Führungskräften in Unternehmen untersucht. Als Fachmann für Transparenz-Richtlinien hat Hershman regelmäßig mit der US-Börsenaufsicht SEC zu tun. Dies könnte für Siemens von Vorteil sein. Die Aktie des Konzerns wird auch in den USA an der Börse gehandelt. Deshalb drohen Siemens Ermittlungen der SEC, die bereits Informationen über den Skandal einholt.

Hershman beschäftigt sich seit fast 30 Jahren mit Korruption in Unternehmen. Hintergrund ist die Einführung des Foreign Corrupt Practices Act von 1977, der Aktiengesellschaften in den USA vorschreibt, ihre Transaktionen zu dokumentieren und die Finanzverhältnisse zum großen Teil offen zu legen.

Für Hershman gehen bei Siemens alle Türen auf

Mit Hershman schaltet Siemens einen früheren Geheimagenten ein, der in den 1960er Jahren sein Handwerk beim US-Militär lernte. Er bekommt Einblick in sämtliche Strukturen. "Mir ist von Siemens versichert worden, dass ich unabhängig und mit voller Unterstützung sämtlicher Entscheidungsebenen des Unternehmens arbeiten kann", sagte Hershman...

Durchsetzungkraft hat der Amerikaner bereits im Watergate-Skandal bewiesen. Der US-Senat 1973 beauftragte Hershman als leitenden Ermittler des Untersuchungskomitees. Dessen Enthüllungen führten mit zum Rücktritt von US-Präsident Richard Nixon im Jahr darauf.

Von Interpol direkt zu Siemens

Über solche internationalen Fälle weiß Hershman gut Bescheid. Seit sechs Jahren ist er für Interpol im Einsatz. Er hat unter anderem untersucht, wie es tschetschenischen Rebellen gelang, über korrupte Polizisten in Russland Sprengstoff für den Anschlag auf ein Moskauer Musicaltheater in die russische Hauptstadt zu schmuggeln.

"Ich war außerdem ziemlich beschäftigt mit der Gründung der ersten dauerhaften Anti-Korruptions-Akademie", berichtete der US-Amerikaner. Die internationale Polizei-Organisation eröffnet die Akademie 2007 in Wien. Dort sollen Polizisten und Juristen aus den 186 Mitgliedsstaaten von Interpol geschult werden.

Auch in seinem Heimatland arbeitet er der Polizei zu. Als Chef einer Expertenrunde berät er das FBI beim Schutz "kritischer nationaler Infrastruktur", die wie Stromnetze oder Kraftwerke zunehmend von Informationstechnik gesteuert wird. Das InfraGard-Programm soll den Austausch zwischen Firmen und Sicherheitsbehörden fördern, damit zum Beispiel Terrorangriffe auf Computer frühzeitig erkannt und abgewehrt werden.

Kritische Stimmen aus den USA

Tausende Unternehmen sind inzwischen über InfraGard mit dem Staat verbunden. Diese Leistung gilt der US-Regierung als großer Erfolg im Heimatschutz, zu dem der frühere Special Agent Hershman beigetragen hat. Seine Arbeit wird allerdings nicht nur positiv bewertet. US-Bürgerrechtler haben kritisiert, dass sich Firmen für InfraGard als Zuträger staatlicher Überwachung instrumentalisieren lassen.

Unruhe auf den Siemens-Fluren

Frankfurter Rundschau-online, 13.12.2006
Auszug:

...Heinrich von Pierer ist Aufsichtsratschef bei Siemens, einem Traditionskonzern, der sich gegenwärtig in der wohl größten Krise seiner Existenz befindet. "Die Dinge haben sich zugespitzt", sagt von Pierer, der bis 2005 selbst an der Spitze des Unternehmens mit 475 000 Mitarbeitern gestanden hatte.
Von Pierer spielt damit auf Ermittlungen der Münchner Staatsanwaltschaft an, die sich gegen Siemens richten. Es geht um schwarze Kassen... Interne Untersuchungen im Konzern weisen inzwischen darauf hin, dass die Dimensionen des Vergehens noch weit größer sein könnten. Eine Überprüfung der Zahlungsströme in den vergangenen sieben Jahren habe "zweifelhafte Gesamttransaktionen" in Höhe von 420 Millionen Euro ergeben, gesteht Finanzchef Joe Kaeser ein. In dieser Summe seien auch die Mittel enthalten, die Staatsanwälte bislang als Schwarzgeld ausgemacht haben. Dies müsse allerdings nicht bedeuten, setzt Kaeser hinzu, dass zweifelhafte Finanzmittel in dieser Dimension komplett Schmiergeld gewesen seien. Kaeser spricht in diesem Zusammenhang von Zahlungen an Beraterfirmen, deren genaue Bestimmung in weiteren Ermittlungen geklärt werden müsse.

... Der frühere Vorzeigekonzern wirkt in seinen Grundfesten erschüttert. So zumindest charakterisieren von Pierer und Klaus Kleinfeld, sein Nachfolger an der Konzernspitze, in einem Schreiben an alle Siemensianer die Befindlichkeit der Firma. "Das zieht sich durch das ganze Unternehmen, Betroffenheit überall", versucht Kleinfeld ein Stimmungsbild.

..."Unermesslicher Imageschaden" sei entstanden. Mitarbeiter könnten ihrem eigenen Konzern nun nicht mehr trauen. Beschäftigte berichten von den Fluren des Unternehmens, dass es dort kein anderes Thema mehr gebe. Was kommt noch alles heraus...

Süddeutsche Zeitung, online 13.12./print 14.12.2OO6

Immer neue Namen, neue Zahlen, neue Tatorte

Ein Netz mit dicken Knoten

[www.sueddeutsche.de]

Hinter jeder Figur ist eine andere verborgen - nachdem nun auch der ehemalige Zentralvorstand Ganswindt in Haft ist, wird es nach oben enger.
Von Hans Leyendecker und Klaus Ott

...Eine Szene wie aus einem Münchner Tatort mit den nimmermüden Kommissaren Ivo Batic und Franz Leitmayr, aber die Materie in dem realen Fall mit dem Aktenzeichen 563 js 45415/05 ist noch viel wüster als viele Handlungen in Fernsehkrimis. Jeder Schlag ins Kontor zieht sofort einen anderen nach sich.

Nun droht der Fiskus
Allein das Geständnis, das der 56-jährige Reinhard S. den Beamten der Sonderkommission "Netzwerk" des Landeskriminalamts an diesem Tag in den Computer diktierte, lässt in der Siemens-Zentrale vermutlich wieder bei einigen Herren den Blutdruck gewaltig steigen: Etliche der Oberen bei Siemens, der frühere Zentralvorstand Thomas Ganswindt vorneweg, sagte S., hätten das System der Schwarzen Kassen gekannt.

Sie seien über das Gesamtvolumen informiert gewesen. Er selbst habe die Geldverschiebungen organisiert, und im Grundsatz seien alle Kollegen auf der Leitungsebene darüber im Bilde gewesen, dass er so etwas mache. Der Industriekaufmann nannte neue Namen, neue Zahlen, neue Tatorte.

In den Dutzenden Vernehmungen wurden die Namen von mehreren amtierenden oder ehemaligen Vorstandsmitgliedern genannt, die angeblich Bescheid wussten.Eine seltsame Affäre - in Korruptionsfällen geht es gewöhnlich nach dem Prinzip der russischen Matrjoschka-Puppe zu: In jeder Figur ist eine andere verborgen. Nur bei Siemens werden die Figuren immer größer.

Wo soll das noch enden? Die verdächtigen Beträge sind innerhalb weniger Wochen von zunächst 20 Millionen Euro auf mögliche 420 Millionen Euro explodiert, die Zahl der Verdächtigen wächst ständig, und längst sind die Trennungslinien zwischen angeblichen Halunken und angeblichen Ehrenmännern verwischt...

Die Fahnder, darunter ausgekochte Spezialisten für die Bekämpfung von Wirtschaftskriminalität, staunen. Von Berufs wegen verknüpfen sie Indiz mit Indiz. Halten die Knoten, wird es ein Netz, und ihr Netz hat schon innerhalb weniger Wochen ganz viele Knoten bekommen.
Es gibt inzwischen Beweismaterial von tropischer Üppigkeit. Dagegen aber stehen die Beteuerungen der Siemens-Oberen, Aufsichtsratschef Heinrich von Pierer vorneweg, eine "Gruppe von Mitarbeitern" habe an der Firmenleitung vorbei hantiert und "alle Sicherungen außer Kraft gesetzt"; niemand in der Konzernspitze habe etwas geahnt oder gar gewusst.

Manches deutet darauf hin, dass das Verfahren, das zunächst wegen des Anfangsverdachts der Untreue gegen ein Dutzend Mitarbeiter und Geschäftspartner eingeleitet wurde, bald schon erweitert wird. In Fällen wie diesem kommt eigentlich immer irgendwann Steuerhinterziehung ins Spiel.

Die Konzernleitung hat schon am Dienstag angekündigt, dass für etwaige Nachforderungen des Fiskus zusätzlich 168 Millionen Euro bereitgestellt werden. Als weitere Beschuldigte kommen alle Mitarbeiter in Frage, die falsche Steuererklärungen unterschrieben haben oder von den falschen Erklärungen wussten.

Immer neue Vorwürfe tauchen auf - das große Geld soll sich auf vielerlei Weise seinen Weg gesucht haben. Am Donnerstag voriger Woche packte der in U-Haft einsitzende frühere Finanzvorstand der Kommunikationssparte (Com), Michael Kutschenreuther, aus.

...Die ölfleckartige Ausbreitung des Tatbestandes ist schon alarmierend, und die Siemens-Spitze versucht, die Dynamik zu drosseln mit der Technik eines schleudernden Rallye-Fahrers, der gleichzeitig bremst und Gas gibt.

Skandalöses Netzwerk

..."Sind die Sicherungsmechanismen bei Siemens so, dass jemand 200 Millionen Euro ohne Wissen des Vorstands aus dem Haus schleusen kann?", fragt Neugebauer. Und Goetzeler erklärte, er arbeite seit einem Vierteljahrhundert für den Konzern, "und es bewegt mich sehr, was da vorgeht".

Skandalös ist nicht die individuelle Verfehlung einzelner Manager, sondern ihre Einbettung ins Netzwerk. Neben der strafrechtlichen Dimension hat der Fall auch eine moralische Größenordnung. Das Verhalten einiger Siemens-Oberer erweckt allmählich den Eindruck gepflegter Heuchelei. Nichts gewusst, nichts geahnt, nichts gesehen?

Recherchen der Süddeutschen Zeitung zeigen, dass spätestens seit 2003, als Fahnder erstmals die Siemens-Büros in München und die privaten Domizile einiger Kaufleute aus dem Konzern filzten, der Schatten der Strafverfolgung über Siemens lag...
Eingeschaltet wurden die Rechtsabteilung und die Compliance-Abteilung des Unternehmens. Die internen Aufpasser, die Gesetzesverstöße innerhalb des Betriebes aufspüren, verhindern oder abstellen sollten, mauschelten nach Darstellung etlicher Beschuldigter munter mit. Wer zu auffällig geworden war, schied mit einem hoch dotierten Beratervertrag aus.

Das Wort Compliance kommt aus dem Englischen und meint so viel wie Befolgung, Folgsamkeit. Das mit der Folgsamkeit muss bei Siemens mancher missverstanden haben, und es ist an der Zeit, dass Siemens, wie nun geschehen, einen erfahrenen Oberstaatsanwalt an die Spitze der Abteilung setzt. Er braucht viel Tatkraft, denn Camouflage hat am Wittelsbacherplatz Tradition."Wirtschaft ist anners seggen as doon", heißt ein Sprichwort, und solches Vor-Urteil stützt sich auf die Erfahrung, dass zwischen Sagen und Tun auch in der Ökonomie Welten liegen können. Das dokumentieren die Akten im Siemens-Verfahren: Allein 1999 sollen über geheime Siemens-Konten in Österreich schätzungsweise 150 Millionen Mark für die so fein genannten "diskreten Zahlungen" systematisch verschoben worden sein. Kein Fehlverhalten?

Reinhard S., der inzwischen aus der U-Haft entlassen ist, berichtet, dass Bargeld gezahlt worden sei, um an Aufträge zu gelangen und Informationen einzuholen. Das System sei weitaus vielschichtiger, als Außenstehende ahnen könnten.

Die Namen einiger Projekte wie "Olympic Games Athen" seien als "Dummies"verwendet worden. Zwar habe es das Projekt gegeben, aber die Zahlungen, die damit in Verbindung gebracht werden könnten, seien für andere Aufgaben eingesetzt worden.

Mit 120 Stundenkilometern gegen den Baum

2004 sei er ausgeschieden und habe einen goldenen Handschlag bekommen. Als Direktor habe er zwischen 150 000 und 200 000 Euro pro Jahr verdient. Als Berater erhielt er alle vier Wochen 35 000 Euro plus 10 000 Euro pro Monat. In diesem Jahr seien die Zahlungen etwas unregelmäßig gewesen. Im Juli habe er aber 678 600 Euro bekommen. Ähnliche Geschichten berichten auch andere Ex-Siemens-Manager. Schweigegeld?

Wer in diesen Tagen mit Siemens-Mitarbeitern über heiße Geschäfte spricht, stößt nicht selten auf ein Klima gegenseitiger Gereiztheit, enttäuschter Erwartungen und Nervosität. Korruption ist gesellschaftlich zerstörerisch und es gibt einen furchtbaren Verdacht: Hat die Affäre ein Todesopfer gefordert?

Ein aus München stammender Siemens-Mitarbeiter, der viele Jahre im Russland-Geschäft gearbeitet hat und den Vernehmungen zufolge bei heißen Transfers eingeschaltet worden ist, setzte sich am frühen Morgen des 21. November in seinen VW-Passat und fuhr unangeschnallt, ohne zu bremsen, um 4.36 Uhr mit einer Geschwindigkeit von 120 Stundenkilometern frontal gegen einen Baum.
In einem Siemens-Nachruf wird er als "langjähriger, verdienter Vertriebsmitarbeiter und geschätzte Führungskraft" gewürdigt. Er ist 45 Jahre alt geworden.

Siemens-Affäre: Neue Vorwürfe und ein Todesfall

Focus-online, 16.12.2O06
[www.focus.de]

In die Affäre um schwarze Kassen beim Siemens-Konzern sollen auch Ex-Finanzchef Heinz-Joachim Neubürger und der ehemalige Aufsichtsratsvorsitzende Karl-Hermann Baumann involviert sein. Unterdessen ereignete sich ein mysteriöser Todesfall.

Neubürger und Baumann wussten offenbar frühzeitig von dubiosen Geldströmen, wie FOCUS aus Insider-Kreisen erfuhr. Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG habe Neubürger und Baumann spätestens 2004 in einem speziellen Bericht, dem „Management Letter“, über fragwürdige Vorgänge informiert. Siemens wollte dies auf Anfrage nicht kommentieren.

Unangeschnallt gegen Baum

Ein langjähriger Siemens-Vertriebsmitarbeiter der Kommunikationssparte in Russland kam am 21. November bei einem Verkehrsunfall ums Leben. Der dreifache Familienvater aus München, den sowohl ein Zeuge als auch Unterlagen im Verfahren um schwarze Kassen unlängst belastet hatten, fuhr in München mit 120 Kilometern pro Stunde unangeschnallt gegen einen Baum und starb noch am Unfallort.

Die Kriminalpolizei fand bei der Untersuchung des Unfallwagens keinerlei Manipulationen am Fahrzeug. Einen Abschiedsbrief hatte der Diplomkaufmann nicht hinterlassen. Die Kripo sieht nach FOCUS-Informationen Anhaltspunkte für einen Selbstmord.anzeigen


Der Tagesspiegel (Berlin), 17.12.2006

„Wir wissen noch nicht, wer Täter und wer Opfer ist“

Transparency-International-Gründer Michael J. Hershman soll helfen, die Affäre um schwarze Kassen bei Siemens aufzuklären
Von Christoph von Marschall [www.tagesspiegel.de]

Washington - Dreieinhalb Jahrzehnte Berufserfahrung in der Korruptionsbekämpfung haben Michael J. Hershman vorsichtig gemacht. Die Dinge liegen nicht immer so, wie sie auf den ersten Blick scheinen. Als „Saubermann“ und „Aufklärer“ wird er der deutschen Öffentlichkeit vorgestellt, seit Siemens den freundlichen 61-jährigen Amerikaner zu Wochenbeginn gebeten hat, Licht ins Dunkel um die Affäre schwarzer Kassen im Konzern zu bringen und die internen Kontrollen zu verbessern.

Vor dem Begriff Bestechungsskandal schreckt Hershman zurück. „Wir wissen noch gar nicht, wer hier Täter und wer Opfer ist“, sagt er im Gespräch mit dem Tagesspiegel am Sonntag. Er könne „im Moment nicht einmal sagen, welche kriminellen Delikte begangen wurden“. Er weiß nur, dass Siemens selbst 420 Millionen Euro in den Bilanzen als zweifelhaft erachtet. „Wochen, vielleicht sogar Monate“ könne es dauern, bis er sich einen Überblick über Fakten und Unterlagen verschafft habe...

Gibt es denn andere Erklärungen als die Annahme, die verdächtigen Millionen seien als Schmiergelder zur Akquise einträglicher Großaufträge gezahlt worden? Hershman lacht leise. „Ich habe Fälle gesehen, wo Angestellte behaupteten, sie hätten schwarze Kassen angelegt, um an Aufträge zu kommen. Tatsächlich hatten sie sich selbst bereichert und die Gelder auf eigene Konten gelegt.“ Und noch eines gibt ihm zu denken. „420 Millionen Euro? Die Summe klingt sehr hoch. Es ist unwahrscheinlich, dass so viel Geld allein in Bestechung floss, um Aufträge an Land zu ziehen“, sagt Hershman. Dies will er aber nur als allgemeine Bemerkung verstanden wissen, nicht als Kommentar zum Fall Siemens.

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Ein unaufhaltsamer Fall

DIE ZEIT, 20.12.2006
[www.zeit.de]

Mit jedem Tag erlangen die Ermittler neue Kenntnisse. Mit jedem Tag auch frisst sich der Skandal aus den Niederungen der Firmenhierarchie in Richtung Zentralvorstand voran. Alle Erfahrung mit der Dynamik von Skandalen lehrt: Es ist nur eine Frage der Zeit, bis es auch den Mann an der Spitze erwischt. Heinrich v. Pierer, der amtierende Vorsitzende des Aufsichtsrats, war Vorstandsvorsitzender, als die Millionen versickerten.


Auch Staatsanwaltschaft Nürnberg ermittelt gegen Siemens

Financial Times Deutschland, 3.1.2007
von Astrid Maier (Hamburg) und Thomas Fromm (München)

Der Bestechungsskandal um das Programm "Öl für Lebensmittel" der Uno im Irak zieht Konsequenzen für den deutschen Elektronikkonzern Siemens nach sich: Wie die FTD erfuhr, hat die Staatsanwaltschaft Nürnberg bereits Anfang November 2006 ein Ermittlungsverfahren gegen das Unternehmen eingeleitet.
"Die Staatsanwaltschaft ermittelt, ob Siemens möglicherweise gegen das Außenwirtschaftsgesetz verstoßen hat", sagte ein Behörden-Sprecher der FTD. Dabei würde "ein sechsstelliger Euro-Betrag" untersucht, der möglicherweise illegal an das Regime von Saddam Hussein für Aufträge im Irak gezahlt worden ist.

Wie die Nürnberger Behörde mitteilte, stehen die Siemens-Sparten Medizintechnik, Power Generation und Siemens Power Transmission and Distribution im Mittelpunkt der Ermittlungen... Mit den Ermittlungen der Nürnberger Staatsanwaltschaft geraten nun auch weitere Konzernsparten ins Visier der Staatsanwälte...

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Wer ist der Nächste?
Süddeutsche Zeitung, 12.1.2007
[www.sueddeutsche.de]

Der Schmiergeldskandal bei Siemens ist der größte, den es je in Deutschland gab. Wegen der hohen Summen musste das System der schwarzen Kassen nahezu perfekt organisiert sein. Daher könnte sich die Affäre noch rasch ausweiten.
Von Hans Leyendecker und Klaus Ott

...Ausgekochte Spezialisten fürs Tricksen und Verschleiern, von denen sich sechs inzwischen mit Ermittlungen der Staatsanwaltschaft im Schmiergeldfall Siemens konfrontiert sehen...

Ex-Finanzvorstand unter Verdacht

Die Trennlinie zwischen Halunken und Ehrenmännern ist in diesem Fall längst verwischt und neuerdings stellt sich die Frage, ob auch der frühere Siemens-Finanzvorstand Heinz-Joachim Neubürger, 54, zeitweise den Unterschied zwischen sauber und dreckig aus den Augen verloren hat.

Seit ein paar Tagen ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen den Manager. Es war ein Knall nach der Weihnachtsruhe, während der die Ermittler die 36.000 bei Siemens mitgenommenen Ordner weitgehend hatten ruhen lassen. Dann befanden sie, dass es gegen Neubürger einen Anfangsverdacht gibt sowie gegen den schon beschuldigten früheren Siemens-Zentralvorstand Thomas Ganswindt.

Zwar gilt die Unschuldsvermutung, aber es ist bemerkenswert, dass zwei ehemalige Kronprinzen für den Siemens-Vorstandsvorsitz in Verdacht geraten sind - das zeigt den Ernst der Lage.

Neue Fakten nach der Weihnachtsruhe
In den Weihnachtstagen hatte sich mancher gefragt, ob es jetzt genug sei, ob die Ermittler vor den ganz großen Namen zurückschreckten. Immerhin war der Skandal von 20 Millionen Euro Schmiergeld auf 200 und 420 Millionen Euro gewachsen - Rekord in Deutschland. Erst ging es um Untreue, dann um schwere Untreue - im Dezember tauchte der Begriff "Bestechlichkeit im geschäftlichen Verkehr" auf...

Wenn die Geständnisse von S. und einer weiteren Schlüsselfigur halbwegs stimmen, waren mindestens 60 weitere Kollegen in dunkle Geschäfte eingebunden oder haben sie gedeckt: Konzern- und Spartenvorstände, leitende Angestellte, Führungskräfte und Vertriebler von Landesgesellschaften. Ein Teil der Siemens-Welt steht unter Verdacht. Wer ist der Nächste?

Und wie funktionierte das komplexe System?

...Lange Zeit sei das gut gegangen, doch Anfang des Jahrzehnts habe Siemens das System geändert und die schwarzen Kassen verlegt, berichteten Mitarbeiter. Einer der Gründe: Nach den Terroranschlägen in den USA seien die Kontrollen zur Verhinderung von Geldwäsche verschärft worden. Die Konten in Österreich wurden geschlossen, ein neues System mit Tarnfirmen und Scheinverträgen entstand, die Millionen flossen fortan per Überweisung über Liechtenstein, die Schweiz und Dubai.

Länder und Empfänger: Die Zahl der Länder, die nach Angaben er beiden Schlüsselfiguren in dem Schmiergeldkrimi eine Rolle spielen, liegt inzwischen bei 25 Staaten - Tendenz steigend. Die Spur führt von Südeuropa über den Balkan, Russland, den Mittleren Osten und Asien bis nach Afrika und Südamerika. Vielerorts seien Behörden und andere staatliche Stellen geschmiert worden, darunter sogar russische Geheimdienste.

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Angriff aus der zweiten Reihe

Süddeutsche Zeitung
[www.sueddeutsche.de]
Der Siemens-Korruptionsskandal droht das Machtgefüge des Weltkonzerns ins Wanken zu bringen - und bei den Mitarbeitern wächst die Angst vor einer Zerschlagung.
Von Markus Balser

Foto: Die Uhr am Siemens-Verwaltungsgebäude in Erlangen zeigt fünf vor Zwölf.

...Was die Soko Netzwerk mit einer Großrazzia im November geräuschlos begann, hinterlässt... tiefe Risse im Fundament des größten deutschen Industriekonzerns.

Vor der Siemens-Hauptversammlung am Donnerstag in München fragen sich auch Investoren und Mitarbeiter besorgt, wie tief sich der Korruptionsskandal noch hineinfressen wird in den angeschlagenen Konzern. Selbst die Siemens-Spitze kann bei der Präsentation ihrer jüngsten Anti-Korruptionsmaßnahmen ihre Verunsicherung nicht mehr verbergen...
Kaum ein Pathos ist Kleinfeld sonst zu groß, um seine Mission mit Siemens zu erklären: "Umweltgefahren, Verstädterung, Überalterung - wir können die großen Probleme dieser Welt lösen." Doch nun muss das Management eingestehen, dass es gesellschaftliche Probleme nicht einmal im eigenen Haus in den Griff bekam. Ein Ex-Militäragent, ein Oberstaatsanwalt und eine Heerschar von Bilanzprüfern sollen dem Management künftig helfen, im eigenen Haus wieder die Oberhand zu gewinnen - und auch das Geschäft mit Nokia endlich unter Dach und Fach zu bringen.

"Die Aufarbeitung der Affäre beschäftige inzwischen ganze Abteilungen", sagt ein Spitzenmanager. Viele Führungskräfte müssten wohl in den nächsten Monaten große Teile ihrer Arbeitszeit investieren, um sich für kommende Vernehmungen als Zeugen oder gar Beschuldigte in der Affäre zu präparieren. Die meistgestellte Frage laute seit Bekanntwerden der Ermittlungen gegen die ehemaligen Zentralvorstände Heinz-Joachim Neubürger und Thomas Ganswindt in den Büros des altrosa getünchten Palais am Wittelsbacher Platz: ,,Wer ist der Nächste?"

Spiegel-online, 21.1.2007

Kleinfeld sagte in einem SPIEGEL-Interview mit Blick auf die Korruptionsaffäre, er wisse gegenwärtig "weder, wie tief dieser Sumpf ist, noch wie weit er reicht", doch werde er auf vollständige Aufklärung dringen.

Spiegel-Vorankündigung 27.1.2oo7
[www.spiegel.de]



53 mal bearbeitet. Zuletzt am 27.01.2007 14:33 von Dr. Munzert.
Betreff Autor Angeklickt Datum/Zeit

Razzia bei Siemens

Lothar Stern 5211 15.11.2006 16:54:16

Re: Geheimes Finanzsystem bei Siemens

Anonymous User 3601 16.11.2006 13:58:16

Re: Hohe Beträge für illegale Handlungen

Dr. Munzert 6251 17.11.2006 13:17:26

Re: US-Justizministerium ermittelt gegen Siemens

Dr. Munzert 3644 03.02.2007 13:35:50



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