<HTML>In ttt - Titel,Thesen,Temperamente - der Kultur- & Kunstsendung des 1. Programms wurde am 17.7.05 ein kritischer Beitrag über sog. nicht-tödliche Waffen gesendet:
Ein Kunstprojekt warnt vor neuen Wunderwaffen
[
www.daserste.de]
Einige Textstellen:
Den Gegner treffen. Sicherheit durch neue Technik. Bei den Waffen der Zukunft setzt ein Kunstprojekt in Stuttgart an, dass zufällig einen Tag vor den Anschlägen Premiere hatte: Troia – Technolgien politischer Kontrolle.
Olaf Arndt, Künstlergruppe BBM: „Wir reden hier nicht von konventioneller, etwas technologisch aufgerüsteter Polizeitechnik, also nicht von verbesserten Polizeiknüppeln oder Pistolen, sondern wir reden von Waffen, die im Wesentlichen Gas, Schall, Schaum zum Schocken, Paralysieren, immobilsieren und zum Vornehmen einer Korrektur in der Verhaltensweise der Bürger irgendwie beabsichtigen.“
Drei Jahre haben Arndt und seine Kollegen recherchiert, EU-Gutachten ausgewertet, Insider-Gespäche mit Waffenlobbyisten geführt. In einem extra angefertigten multimedialen Performance-Raum konfrontieren sie die Zuschauer mit ihren künstlerischen Ergebnissen. Zusammengefasst haben sie ihre Arbeit in zwei Büchern: „Demonen“ und „TROIA“ - hier können wir nachlesen, was uns bevorsteht, woran bereits geforscht wird. Es flackert einem vor Augen bei Begriffen wie „Essbare Waffen“, „Maximalschmerzwaffen“, „Richtschallstrahler“...
Nicht-tödliche Waffen sind nicht harmlos, warnt auch das Internationale Roten Kreuz in Genf. Peter Herby, Intern. Rotes Kreuz, Genf: „Ob eine Waffe tödlich oder nicht-tödlich wirkt, hängt davon ab, wie sie eingesetzt wird. Auch eine so genannten nicht-tödliche Waffen kann eine tödliche Wirkung haben. Das ist nur eine Frage der Dosierung.“...
Olaf Arndt, Künstlergruppe BBM: „Das Problem nicht-tödlicher Waffen liegt darin, dass der Begriff schon falsch ist. Nicht-tödliche Waffen ist einfach ein Marketing-Begriff, mit dem man versucht, bestimmte Einsatzschwellen zu unterlaufen. D.h., durch den Einsatz solcher Waffen gewissermaßen im Vorhinein eine Legitimation zu schaffen, dafür dass ein Eingriff möglich gemacht wird, der mit konventioneller Bewaffnung – wahrscheinlich - von den politischen Instanzen untersagt würde.“
Wird zukünftig also schnell zur angeblich nicht-tödlichen Waffe gegriffen? Wohin drehen wir uns in diesen Tagen, da so viel von Sicherheit gesprochen wird? Der Staat braucht Waffen, um zu uns schützen. Waffen wirken aber auch einschüchternd. Arndt befürchtet, dass ein möglicher Einsatz Bürger davon abhalten könnte, für ihre Ansichten auf die Straße zu gehen.
Olaf Arndt, Künstlergruppe BBM: „Wenn diese Waffen, die uns Sicherheit versprechen wollen, uns eigentlich so tief verunsichern, dass sie den Leuten die Möglichkeit nehmen, ihre eigene Vorstellung von Demokratie zu artikulieren, dann sind wir einfach gar nicht mehr in einer Demokratie. Wenn das technisch realisiert werden soll mit diesen Waffen – und ich befürchte, es geht ein wenig in diese Richtung – dann stehen wir vor einem riesigen Problem.“
Freiheit, sagt Otto Schily zurecht, braucht Sicherheit. Aber um welchen Preis? Das fragt Olaf Arndt und schaut auf die Waffen von morgen. In diesem Sinne sind seine Bücher „Demonen“ und „TROIA“ warnende Abrechnungen mit der Zukunft.</HTML>