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Mikrowellen-Strahler und andere Waffen

02.06.2003 14:23:57
<HTML>Die Süddeutsche Zeitung berichtet (2.6.03):
[www.sueddeutsche.de]

Der mit dem Stromschlag straft

Gas, Schall, Strahlen: Wie nicht-tödliche Waffen die zivile Machtausübung verändern

Die europäische Polizei neigt seit den Krawallen in Genua 2001 und trotz 150 toter Zivilisten bei der Musical-Theater-Belagerung in Moskau vor einem Jahr zur „nicht-letalen Ausrüstung“. Mit Kreativität werden Alternativen zum „finalen Fangschuss“ gesucht. Straßenschlachten beflügeln auch die Phantasie der Waffenhersteller: Pistolen, die Stromharpunen verschießen, übel riechende Substanzen und stark klebende Schaumwände als luftige Blockaden, Gewehre zum Abfeuern von Gas-Tabletten und Markierfarben oder Mikrowellenstrahler bieten eine Option für Operationen von Sondereinheiten im Innern und im Kampf gegen gewaltbereite Gruppen. Nicht erst seit der Krawall-Diskussion zum G-8-Gipfel am Genfer See schmeckt der biochemisch-elektrische Cocktail der „NLWs“, der „non-lethal weapons“, wie Wodka in Evian-Flaschen.


„Wenn sie aufwachen und merken, dass sie nicht tot sind, werden sie uns dankbar sein“, mutmaßte David MacArthur vom Polizeikommando „Special Weapons and Tactics“, kurz SWAT, in Las Vegas vor einigen Jahren. John B. Alexander, Vietnam-Veteran und geistiger Vater der „NLW“, beschreibt ihre Wirkung so: „Als träfe dich ein Vorschlaghammer, nur ohne bleibende Schäden“. Auf einem Symposion des Fraunhofer-Instituts für Chemische Technologie demonstrierten jüngst 160 Wissenschaftler und Waffenfabrikanten aus 23 Ländern Militärs, Polizeikräften und Fachpublikum, wie man mit Gas, Schall und Strom Terroristen, revoltierende Gefangene oder Randalierer ausschalten und dennoch „das Recht auf Respekt vor dem Leben“, so Klaus-Dieter Thiel vom Fraunhofer- Institut, verteidigen kann.


Mister 50000 Volt


Dass „nicht letale Wirkmittel“ keinesfalls zu sorglosem Gebrauch einladen und sich nicht immer im Einklang mit den Gesetzen befinden, zeigt Dominique Loye vom Internationalen Roten Kreuz. Nicht-Regierungsorganisationen und Friedensforscher sehen in „mass incapacitation tools“, in Mitteln zum flächendeckenden Behandeln größerer Menschengruppen, schlicht Folterwerkzeuge in neuer Dimension.


Erst vor kurzem hatte die verführerischste Polizeiwaffe der neuen Generation Premiere: Der „Advanced Taser“. Thomas P. Smith, der eloquente Präsident von Taser.com, vermittelte bei der Präsentation den Eindruck eines stilvollen Sozialingenieurs: Tom ist dein Ansprechpartner. Tom ist der dunkle Messias, der mit dem Stromschlag straft. Das Unternehmen Taser.com aus Arizona ist die derzeit wohl erfolgreichste Schockwaffenfirma, sie „verteidigt täglich Leben“ mit ihrem Bestseller „M26“. „M26“ ist eine Druckpistole, die 50000 Volt an zwei Strom führenden Kabeln auf sieben Meter Distanz mit einer Miniaturharpune in den Angreifer jagt und diesen bereits nach einer halben Sekunde umwirft. Der Strom aus acht Mignon Batterien durchschlägt sechs Zentimeter Kleidung und Leder und lässt den kampfunfähigen Delinquenten – laut Prospekt ein Vollbartträger mit Holzfällerhemd und hoch erhobenem Radmutterschlüssel – noch weitere fünf Sekunden lang den Saft schmecken, der ihn niederstreckt.


Ein Kurzfilm zeigt das in drastischer Metaphorik: Ein blutiges Fünf- Kilo-Steak, das ohne Frage „uns“, die Ziele, repräsentiert, wird durch ein Paket Badehandtücher hindurch erfolgreich getasert: ein Dröhnen, als sei dein „ganzer Körper ein Musikantenknochen“ (Smith). Danach werden wir eine Zeit lang Probleme haben, die Muskeln unter Kontrolle zu halten, aber das vergeht. Zurück bleiben zwei Einstichlöcher von den Harpunenspitzen, groß wie Insektenstiche. Eine Erfahrung, die von 40000 Freiwilligen trotz hoher Belohnung keiner ein zweites Mal machen wollte.


Ganz in Schwarz, in hautengem Rollkragenpullover wirkt Tom wie der Avatar von einem Geschäftsmann: Reverend Taser. In seinen Videos knicken die stärksten Männer um wie Halme im Wind. Überall fallen Freiwillige und weniger Freiwillige. Eine kaum gestellt wirkende Szene zeigt in Überwachungskamera- Ästhetik einen nackten Gefangenen, der in seiner Zelle getasert wird. Von Drogen aufgepeitschte Randalierer und flüchtende Gangster haben keine Chance. Alle fallen und winden sich.


Das neue Modell weist sich durch ein „X“ in „Terminator“-Flüssigmetall- Typographie bereits im Layout als Science-Fiction-Waffe aus. Sie ist neongelb, 60 Prozent leichter als die Vorläufer, mit Flash-LED und Laserpointer ausgerüstet. 105 Schuss Kapazität, Pulsweitenmodulation, Feuerdaten-Download Port, ergonomischer Griff. Die „neue Dimension der Gesetzesvollstreckung“ ist mit einem „Exoskeleton“ genannten „Blade Tech® Paddle“-Halfter lieferbar. Als Trainingshilfe gibt es eine Doppel-DVD. Da reimt sich einfach alles: die „X26“ ist so frappierend brillant in Szene gesetzt, dass man Mühe hat, sich statt Keanu Reeves den Polizei-Einsatzleiter mit dem Exoten in der Hand vorzustellen.


Eine aggressiv klare und verflucht coole „Men-in-Black“-Kampagne vermarktet die perfekte Waffe. Sie ist „clean“ und sieht schick aus. Sie ist garantiert untödlich, digital kontrolliert, enorm effektiv und kostet nur 400 Dollar (1000 Euro in Deutschland). Jeder Mann muss eine haben wollen. Tom ist angetreten, den Erfolg öffentlich zur Schau zu stellen. Aus einer Spezialtasche seines Taser-Anzugs fliegen Visitenkarten auf den Kreis der Kunden zu wie die Kugeln der Agenten in „Matrix“. Kunde: „Ich komme aus Korea und habe aus Ihrem Vortrag verstanden, dass Sie nicht nach Asien exportieren dürfen...was kann man tun?“ Tom: „Unser Sales Representative in Malaysia wird sich um Ihre Anfrage kümmern.“ Tom ist aus dem Holz der Zukunft geschnitzt. Seine Analyse von 2000 Einsätzen: keine Probleme mit Herzschrittmachern, die setzen kurz aus, aber nicht in gesundheitsschädlichem Umfang. Kein Problem mit der Muskelelastizität, die kommt wieder. Drogenkuriere mit geplatzten Heroinbeuteln im Magen sterben nicht am Taser, sondern am Stoff. Zweifel existieren nicht. Die humane Waffe ist erfunden.


Drei deutsche Sondereinsatzkommandos (SEK) testen das Modell seit einem Jahr in Berlin, Sachsen und Nordrhein-Westfalen, acht deutsche Bundesländer haben die Waffe bereits gekauft. Die Erfahrungen seien gut, die Übernahme in den Regelbetrieb rechtlich jedoch nicht völlig abgesichert. Großbritannien hat einen Schwung geordert, der seit April in fünf Distrikten eingesetzt wird. Die Schweiz hat die M26 gekauft, ihre Polizisten trainiert und benutzt sie seit geraumer Zeit. Im Auftrag des amerikanischen Verteidigungsministeriums forschen Taser.com an einer aufgerüsteten Version mit 100 Meter langem Draht. Wozu? Erfolgreiche Einsätze gegen Selbstmörder und Randalierer auf Hausdächern zeigen das Potenzial, die X-26 auch im Kampf gegen Terroristen einzusetzen. Dafür wird mehr Reichweite benötigt.


Eine Consumer-Variante, im Volksmund „Dog-Taser“ genannt, ist in den USA frei erhältlich und kann Attacken von Kampfhunden abwehren. Nur in einem Fall suchte ein Tier nicht sofort das Weite. Es war ein Experiment. Der Hund sollte ein Kind bewachen. Nach dem vierten Schuss hat er sich in eine Ecke verzogen und „tot gestellt“. John B. Alexander erlaubte seinem 16-jährigen Sohn Josh, den „Büffel zu reiten“. Obwohl körperlich fit, habe der Taser Josh im Nu aus dem Sattel gehauen, berichtet Colonel Alexander schmunzelnd. Was heißt schon non-letal? Ein bisschen weniger tot? Vielleicht. Wenn man Glück hat, wie Tom und Josh, und kerngesund ist.


Welche Waffe wird künftig ein Polizist ziehen, wenn er Entführer, Bankräuber und Randalierer nicht gleich mit der letalen Dosis behandeln will? ElektroTaser, Fangnetz, Mikrowellenkanone, Gummigeschoss oder doch besser die Gaspistole? Alles lösbare Probleme, sagen die Herstellerfirmen – neue humanere Polizeibewaffnung müsse ja nicht vor dem ersten Einsatz totpolitisiert werden.


NLWs sind klinisch saubere Waffen. Sie fügen sich nahtlos in die Philosophie der chirurgischen Eingriffe moderner Städte-Kriege ein. Früher galt: „Tötet sie alle. Gott wird die Seinen erkennen“. Heute tritt die zielgenaue High-Tech-Waffe an die Stelle des Glaubens. Jetzt wird dank nicht- letaler Wirkstoffe Genauigkeit durch Gründlichkeit ersetzt, zum Beispiel durch ein Gas, das nur auf bestimmte Gruppen wirkt. Wir werden die Unseren hinterher retten können. Die Selektion zwischen angepeiltem Ziel und dem schützenswerten Rest ist bei nicht-letalen Waffen erheblich preiswerter.


John Alexander hält dafür eine Differentialgleichung parat. Seine Mathematik für Polizisten errechnet, dass das Gefühl persönlicher Sicherheit direkten Einfluss auf die Ökonomie haben wird. Die eigentliche Wirkungskraft nicht-letaler Waffen ist jedoch die Verheißung der politischen Durchsetzbarkeit geplanter Operationen. Unbeteiligte werden weitgehend geschont, anders als bisher im urbanen Raum, so die Argumente. Die Aktionen sind schneller, leiser, umweltfreundlicher und billiger.


Der Tanz geht weiter


Doch die Vorzüge sind auch Schwächen. Nicht-letale Waffen sind oft einfach herzustellen und anzuwenden. Sie sind die ideale Waffe der „Gegenseite“, der Randalierer und Terroristen, die Waffe der Armen und der dritten Welt. Zwar ist der Einsatz untödlicher Wirkmittel eine echte Alternative zum Polizeikessel oder zur schwierigen Trennung der gewaltbereiten Demonstranten von störrischen Friedlichen. Doch was passiert, wenn – wie bei der improvisierten „Ausrüstung“ der Anti-Globalisierungs-Gegner – Demonstranten die Vorteile der gefahrlosen Eskalation entdecken? Wie reagieren die Polizeikräfte, wenn statt Steinen Strahlen fliegen? Was passiert, wenn politische Aktivisten den praktischen Handkoffer mit Mikrowellen-Richtstrahler der „Diehl Munitionssysteme“ aus Röthenbach in die Hände bekommen? Wenn sie aus ihrem Küchenofen eine Mikrowellenkanone basteln? Technisch machbar ist das, sagen die Experten. Der Tanz, so nennt der Militär-Forscher Donald A. Lund den Schlagabtausch, geht also weiter.

OLAF ARNDT/DAVID ARTICHOUK

Die Autoren arbeiten unter dem Namen „Beobachter der Bediener von Maschinen“ an dem Projekt Troia, einer Ausstellung über die „Technologien politischer Kontrolle“.</HTML>
Betreff Autor Angeklickt Datum/Zeit

Mikrowellen-Strahler und andere Waffen

Reinhard Munzert 7361 02.06.2003 14:23:57



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