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Auf dem Weg zu einer einheitlichen Psychologie (2000)

06.05.2014 11:05:57
AUF DEM WEG ZU EINER EINHEITLICHEN PSYCHOLOGIE (2000)
Dr. Reinhard Munzert

(Vorbemerkung: Der folgende Text wurde von mir 1999-2000 verfasst und sollte 2001 veröffentlicht werden. Doch dann begannen neuartige Verbrechen mit heimtückischen Waffen und ich verwendete meine Zeit und Kraft, um diese öffentlich zu machen. Z.B.: [www.mikrowellenterror.de] , [www.mikrowellenterror.de] , [www.mikrowellenterror.de] ).
Hier also der unveränderte Artikel von 2000:

Inhaltsüberblick:

Auf dem Weg zu einer einheitlichen Psychologie

Die verschiedenen Menschenbilder der Psychologie

Die entscheidende Rolle des Menschenbildes für die Einheit der Psychologie

Ein Ansatz zur Vereinheitlichung der Psychologie: Grand Unification Perspective of Psychology

Postulate und Integrationsleitlinien

Vorteile einer einheitlichen Psychologie

Bisher erfolgte Schritte der Vereinheitlichung

Die verwirrende Vielgestaltigkeit des Menschen und psychologischer Aussagen

Ist ein übersichtliches Menschenbild überhaupt möglich?

Die konzeptionelle Basis-Einheit: Der Mensch als "Ganzheitliches Informationsverarbeitungs- und Handlungssystem"

Ein flexibles psychologisches Beschreibungssystem für den Menschen

Vorschlag für ein erstes einheitliches Menschenbild der Psychologie

Die Verbindung von Kognitiver und Handlungspsychologie als Basis für eine Integration der Psychologie

Grundlegende Informationsverarbeitungs- und Aktivitätsmechanismen - Das psychische Betriebssystem des Menschen

Zwölf Prinzipien psychischen Geschehens

Vorläufige Auswahl von Konzeptfamilien für eine einheitliche Psychologie

Das "magische" Viereck

Ausblick

Literatur

AUF DEM WEG ZU EINER EINHEITLICHEN PSYCHOLOGIE
Dr. Reinhard Munzert

Den Psychologen ist bei der Erforschung des Menschen dessen Einheit verloren gegangen. Die psychologischen Hauptströmungen betonen jeweils andere Aspekte des menschlichen Wesens, seiner Kognitionen, Motive und Emotionen, seines Handelns, seiner Interaktion mit der Umwelt sowie seines Lernens und seiner Entwicklung. Besonders bedauerlich ist, daß die Psychologie kein umfassendes Menschenbild besitzt.

Andere Wissenschaften streben - ähnlich wie die Physik - eine Vereinheitlichung ihrer grundlegenden Ansätze und Konzepte an ("Unified Theories" ). In der Psychologie hingegen, fehlt nach wie vor eine Verbindung der wesentlichen Konzeptionen. Diese Schrift soll dazu beitragen, die Hauptströmungen dieser Wissenschaft und ihre Einsichten über den Menschen (Menschenbilder) einander näher zu bringen.

Die verschiedenen Menschenbilder der Psychologie

Zur Skizzierung der verschiedenen Vorstellungen unserer psychischen Natur mag der Leser über folgende Fragen nachdenken: "Wie sehen Sie sich selbst? Halten Sie sich für jemanden, der sein Leben bewußt und aktiv gestaltet, der Informationen verarbeitet, vorausplant und zur Erreichung seiner Ziele vernünftige Handlungen ausführt? Werden Sie von äußeren Reizen, von Belohnungen und Sanktionen der Umwelt gesteuert? Sehen Sie sich zuweilen von unbewußten Impulsen, unbefriedigten Bedürfnissen und starken Gefühlen getrieben? Streben Sie nach Wachstum Ihrer Persönlichkeit und Selbstverwirklichung?" - Wie würden Sie sich charakterisieren? Finden Sie sich in allen Sichtweisen wieder?

Diese Fragen beziehen sich auf zentrale Aussagen der einflußreichsten Strömungen der Psychologie. Es ergeben sich folgende Charakterisierungen:

- Der Mensch als Informationsverarbeiter und -anwender, der Bewußtsein besitzt (Kognitive Psychologie)

- Der Mensch als handelndes Wesen (Handlungspsychologie)

- Der Mensch als durch seine Umwelt geformtes und gesteuertes Lernwesen (Behaviorismus)

- Der Mensch als von inneren - überwiegend unbewußten - Kräften getriebener Lustsucher und Unlustvermeider (Psychoanalyse)

- Der Mensch als selbstverantwortlicher Architekt seines Lebens und kreativer Verwirklicher des eigenen Potentials (Humanistische Psychologie).

Der Mensch ist so facettenreich, daß er jedem dieser Menschenbilder entspricht. Die verschiedenen Ansätze geben Hinweise, welche Gesichtspunkte oder Faktoren als Einflußgrößen für menschliches Denken, Erleben und Handeln allgemein relevant sind. Für sich allein genommen ist jede der fünf obigen Auffassungen allerdings zu einseitig und wird der Komplexität des Menschen nicht gerecht.

Die entscheidende Rolle des Menschenbildes für die Einheit der Psychologie

Mir scheint die bisherige Uneinheitlichkeit der Psychologie (vgl. Staats 1983, Herzog 1984) stark mit der Vielfalt ihrer Vorstellungen vom Menschen in Zusammenhang zu stehen. Das Menschenbild stellt den Kristallisationspunkt der zentralen psychologischen Aussagen eines jeden Ansatzes dar. Sollte es sich erweisen, daß die verschiedenen Vorstellungen nicht in Einklang zu bringen sind, so wäre der Versuch einer Integration der Hauptrichtungen dieser Wissenschaft wenig aussichtsreich. Eine wichtige Voraussetzung für eine große, vereinigte Psychologie ist deshalb ein einheitliches Menschenbild, ein umfassendes Verständnis der menschlichen Natur. Eine solche Konzeption sollte keine wesentlichen Auffassungen ausschließen und eine übergreifende Verbindung ermöglichen.

Immerhin gibt es schon seit längerem Bemühungen von Handlungstheoretikern (zum Beispiel Werbik 1978; v. Cranach et al. 1980; Nitsch 1986), Teilbereiche der Psychologie wie Wahrnehmung, Denken und Handeln zu verknüpfen (siehe auch Newell 1990 zur Kognitiven Psychologie). Allerdings beinhaltet dies kein Bestreben, die verschiedenen Hauptströmungen der Psychologie zu verbinden und ein umfassendes Menschenbild zu schaffen.

Viele Psychologen halten es schlicht für unmöglich, die differierenden Auffassungen vom Menschen zu einer vereinheitlichten Konzeption zu integrieren. Dieser Pessimismus scheint mir unberechtigt. Bei näherer Betrachtung und intensivem Querdenken stellt sich heraus, daß die verschiedenen psychologischen Aussagen sich nicht gegenseitig ausschließen, sondern einander gut ergänzen und kompatibel sind. Auf dieser Grundlage halte ich eine Vereinigung der nur scheinbar gegensätzlichen Menschenbilder und Strömungen der Psychologie für durchaus realisierbar. Eine übergreifende Konzeption der Natur des Menschen wird alle Facetten des schillernden "homo sapiens" berücksichtigen und in ein Ganzes einbinden! Der Mensch ist ja eine unauflösliche Einheit, ein untrennbares ganzheitliches System.

Insgesamt vertrete ich die Hypothese, daß die wichtigsten Ansätze zusammengenommen eine geeignete Grundlage für ein tiefes, ganzheitliches Verständnis psychischer Phänomene bereitstellen.

Ein Ansatz zur Vereinheitlichung der Psychologie: Grand Unification Perspective of Psychology

Meines Erachtens sind in der Psychologie mittlerweile die Voraussetzungen geschaffen, entschlossen an einer übergreifenden, integrativen Konzeption zu arbeiten. Im Verlauf der Entwicklung der Psychologie wurden beachtliche Fortschritte gemacht und wichtige Erkenntnisse über den Menschen gewonnen. Es besteht kein Zweifel, daß jede der Hauptströmungen bereits relativ gut ausgearbeitete Einzeltheorien erstellt und bedeutsame Ergebnisse errungen hat, die jeweils bestimmte Aspekte des menschlichen Lebens besser beschreiben und erklären können, als dies konkurrierende Ansätze vermögen (frühe Überlegungen hierzu: Munzert 1983, S. 317/318).

Aufgrund dieser Überlegungen habe ich eine Initiative ins Leben gerufen, die eine gleichzeitige Berücksichtigung und gegenseitige Ergänzung der wesentlichen Strömungen der Psychologie beinhaltet: Grand Unification Perspective of Psychology (GUPers), (Munzert 1988, 1991, 1993, 1996, 1998a). Eines der Hauptziele dieses Projekts besteht darin, die Grundlagen für eine Verknüpfung der Hauptströmungen der Psychologie und ihrer wesentlichen Aussagen über den Menschen zu schaffen und dadurch zu einer Erneuerung der Psychologie beizutragen. Das Vorhaben beinhaltet zudem die Suche nach verbindenden Gemeinsamkeiten (gemeinsames Menschenbild, inhaltliche Übereinstimmungen, psychische Basismechanismen, übergeordnete Prinzipien und Charakteristiken), die für alle Hauptströmungen relevant sind.

Letztlich sollen diese integrativen Anstrengungen zu einer einheitlichen Konzeption führen, die für Verständnis, Beschreibung und Erklärung aller psychischen Phänomene eine geeignete Grundlage bereitstellt. Auf lange Sicht könnte auf der Basis der GUPers - durch Vertreter der verschiedenen Richtungen gemeinsam vorangetrieben - eine vereinigte Psychologie mit einem umfassenden Menschenbild entstehen. Mein Vorschlag zur Bezeichnung eines solchen übergreifenden theoretischen Systems lautet: "The Grand Unification Theory of Psychology" (GUTPsych). Die GUTPsych sollte über alle Hauptansätze hinweg (approximativ) ein Gesamtbild der Psychologie ergeben. Selbstverständlich ist auf diesem Kurs Geduld angebracht. Die Grundgedanken und das Ziel dieser Initiative werden in der Abbildung schematisch dargestellt.
_______________________________________________
[ hier kann die 1. Abbildung eingefügt werden]

Abbildung 1: Grand Unification Perspective of Psychology

Das Projekt zielt also auf einen integrativen Ansatz ab, der Komponenten aller Hauptströmungen vereint und das komplexe Zusammenwirken der einzelnen psychischen bzw. psychologischen Systeme besser beschreibt, als es eine einzige Richtung allein zu leisten vermag.

Postulate und Integrationsleitlinien

Bei meinen Integrationsbemühungen orientiere ich mich an Unifikationspostulaten und Integrationsleitlinien. Hier seien einige davon aufgeführt:

Ganzheits-Postulat: Der Mensch ist ein ganzheitliches Wesen bzw. ein komplexes integriertes System. Er kann nur im Rahmen einer holistischen Sichtweise adäquat und umfassend verstanden werden. Ein ganzheitliches Verständnis des Menschen durch die moderne Psychologie ist erforderlich und möglich.

Komplementaritäts-Postulat: Die Hauptströmungen ergänzen sich gegenseitig, dabei werden Defizite und Schwächen der einzelnen Positionen jeweils durch andere Ansätze ausgeglichen.

Kompatibilitäts-Postulat: Eine sinnvolle Verbindung von Erkenntnissen der Hauptströmungen der Psychologie ist möglich; die einzelnen Ansätze sind kompatibel.

Mit den obigen Postulaten korrespondieren Integrationsleitlinien. Die Äquivalenz-Leitlinie sei vorgestellt: Alle Hauptströmungen können einen Beitrag für ein umfassendes Menschenbild sowie die Weiterentwicklung und Vereinheitlichung der Psychologie leisten. Sie werden - in ihrer Verschiedenheit - als gleichberechtigt und (annähernd) gleichwertig betrachtet. Ihre wesentlichen Erkenntnisse sollen berücksichtigt werden! Diese Richtlinie lehnt eine "Entweder-oder-Haltung" ab und favorisiert eine "Sowohl-als-auch-Betrachtung".

Vorteile einer einheitlichen Psychologie

Als Vorteile einer vereinigten Psychologie sehe ich folgende Punkte: Einseitigkeiten eines Ansatzes können jeweils durch Stärken anderer Strömungen kompensiert werden. Es entsteht eine erhöhte Beschreibungs- und Erklärungskraft. Eine umfassendere Perspektive ermöglicht ein erweitertes Verständnis der menschlichen Natur. Außerdem ergeben sich verbesserte Anwendungs- und Forschungsmöglichkeiten. Die Kompetenz zu vernetztem Denken und Handeln wird bei entsprechend ausgebildeten Psychologen gesteigert. Überdies wäre eine einheitliche Psychologie ein starker und attraktiver Partner für andere Wissenschaften. Schließlich scheint auch eine elegantere wissenschaftliche Konzeption und eine neue Identität für Psychologen möglich (siehe Munzert 1999).

Bisher erfolgte Schritte der Vereinheitlichung

Auf dem Weg zur Vereinheitlichung der Psychologie wurden bisher folgende Schritte unternommen: Unterschiede, Ähnlichkeiten und Ergänzungsmöglichkeiten wesentlicher Positionen wurden aufgezeigt und am Beispiel des Schachs und des Sports demonstriert (Munzert 1984, 1991, 1993, 1996, 1998a, 1998b). Die Beziehungen zwischen Kognitiver Psychologie und Handlungspsychologie wurden herausgearbeitet und eine Verbindung der Menschenbilder dieser Ansätze vorgenommen. Vorgehensweisen zur Vereinigung der Hauptströmungen wurden konzipiert und diskutiert, eine erfolgversprechende Realisierungsmöglichkeit ausgewählt. Ein gemeinsames Menschenbild für alle Hauptströmungen der Psychologie wurde vorgeschlagen. Des weiteren wurden Basismechanismen sowie zwölf Prinzipien bzw. Charakteristiken psychischen Geschehens dargestellt. Schließlich erfolgte die Entwicklung und vorläufige Auswahl von Konzeptfamilien als Komponenten einer umfassenden Psychologie.

Vom Verfasser wurden außerdem zwei relevante Diplomarbeiten angeregt und betreut: Schmidt (1985) untersucht Unterschiede, Ähnlichkeiten und Integrationsmöglichkeiten der Hauptströmungen; Schulte-Mattler (1993) befaßt sich aus der Sicht der GUPers mit Aggression im Sport.

Auch in einem Anwendungsfeld - meiner Handlungs- und Innovationsberatung - verwende ich einen integrierten Ansatz. Die von mir entwickelte Handlungsberatung vereint auf kognitiv-handlungspsychologischer Basis Elemente und Verfahren aller Hauptströmungen.

Auf einige dieser Entwicklungen wird in den folgenden Ausführungen eingegangen. Beginnen wir mit den Schwierigkeiten und Vorzügen einer komplexen psychologischen Beschreibung des Menschen.

Die verwirrende Vielgestaltigkeit des Menschen und psychologischer Aussagen

Wie ist der Mensch nun wirklich? Meines Erachtens ist jedes psychologische Menschenbild für sich allein genommen - wie bereits betont - nicht falsch, sondern einseitig. Wie die Doppelnatur des Lichts (zugleich Wellen- und Teilchencharakter) von der Physik lange Zeit nicht verstanden wurde, wird die Doppelnatur, besser: Vielfach-Natur des Menschen von der Psychologie bislang nur unzureichend behandelt. Er ist rational und irrational, kognitiv- und bedürfnisbestimmt, innen- und außengesteuert usf., alles in Einem. Den Menschen kennzeichnen nicht nur kühle Rationalität, sondern auch Emotionalität und (zuweilen) Leidenschaft. Impulsives, spontanes Verhalten steht neben wohlüberlegtem Handeln. Intuitives Erfassen und Verstehen ergänzen intelligente Analyse und Synthese. Der Mensch ist ein eifriger Sammler und Verwerter von Informationen, wehrt gelegentlich aber auch unerfreuliche (potentiell angst- oder unlusterzeugende) Informationen und Kognitionen ab. Wir werden sowohl durch äußere Reize und Verhaltenskonsequenzen beeinflußt, als auch durch innere (unbewußte) Bedürfnisse und emotionale Zustände motiviert. Kreatives Schaffen steht neben gewohnheitsmäßigem Tun. Passives Genießen und Tagträumen liegen neben zielstrebigem Handeln. Es gibt Glückszustände und Zufriedenheit ebenso wie lähmenden psychischen Schmerz, Hilflosigkeit und Trauer. Den Menschen charakterisieren gleichermaßen: Streben nach Selbstverwirklichung, Egoismus wie Altruismus; Entscheidungsfreiheit, Beachtung von Regeln und Werten sowie (dennoch) nur eingeschränkte Selbststeuerung.

Wir sind ohne Frage die "komplizierten Subjekte", welche A. Schnitzler in seinen literarischen Werken analysierte, unsere "Seele ist ein weites Land"! Folgende Kernaussagen zeigen die Vielgestaltigkeit des Menschen auf:
- Er/Sie ist aktiv
- Er handelt planvoll und vernünftig
- Er besitzt Bewußtsein, Entscheidungsfreiheit und Steuerungsfähigkeit
- Er wirkt selbstbestimmend an der Gestaltung seines Lebens mit
- Er verfügt über psychisches Potential, u. a. Intelligenz, Kreativität, Intuition
- Er sammelt, verarbeitet, speichert und verwertet Informationen
- Er wird von Kognitionen gesteuert, verfügt über Wissen
- Er erlebt Bedürfnisse und Befriedigungen, empfindet Gefühle und Schmerz
- Er wird von (unbewußten) Motiven und Emotionen beeinflußt und aktiviert
- Er verhält sich mitunter ambivalent, triebbestimmt oder irrational
- Er lernt (verarbeitet und nutzt frühere Erfahrungen)
- Er beachtet Normen, Werte und soziale Regeln
- Er steht mit seiner Umwelt in ständiger Interaktion
- Er wird durch seine Umwelt und die Mitmenschen beeinflußt und geformt
- Er verändert sich und seine Umwelt

Betrachtet man das Spektrum der Aspekte, ist es nachvollziehbar, daß weder Psychologen noch Philosophen bislang ein umfassendes Menschenbild konzipieren konnten; dennoch sollte man versuchen, die schillernde Einheit des Menschen - einschließlich seiner Verkörperung von "Gegensätzen" - im psychologischen Menschenbild abzubilden. Die obigen Kernannahmen über den Menschen und seiner Interaktion mit der Umwelt treffen alle zu und passen zusammen. Falls man sich zwischen den einzelnen Menschenbildern und ihren Kernannahmen jeweils ein ausschließendes "oder" vorstellen sollte, schlage ich vor, dieses durch "und" bzw. "sowohl-als-auch" zu ersetzen.

Ist ein übersichtliches Menschenbild überhaupt möglich?

Will man die aufgezeigte Vielfalt - die vielen Seiten einer einzigen Wirklichkeit des Humanen - berücksichtigen, so stellt sich wiederum eine entscheidende Frage: Wie soll man den "Kosmos in uns", von dem die Dichter schreiben, darstellen, ohne ausufernd zu werden, wie die "Einheit hinter der Vielheit" hervorheben, von der H. Hesse spricht?

Sollte ein umfassendes psychologisches Verständnis des Menschen tatsächlich zu realisieren sein, besteht dann nicht die Gefahr, daß dieses völlig unübersichtlich wird? Kann man Dutzende von psychologischen Aussagen überhaupt überschaubar wiedergeben? Vermag man den Menschen in seiner ganzen Komplexität und dennoch handhabbar abzubilden? Gibt es also eine "griffige" konzeptionelle Fusion, die nichts Wichtiges außer acht läßt?

Jahrelang habe ich mich mit diesen Fragen ergebnislos beschäftigt. Endlich, nach langem Suchen in unendlichen Problemlösungsräumen flüsterten mir meine neuronalen Netze eine Lösung zu: Als ich erkannte, daß Kognitive Psychologie und Handlungspsychologie viel mehr verbindet als trennt, wurde mir klar, daß hierin eine Lösung verborgen sein könnte. Deshalb arbeitete ich an einer Synthese dieser beiden Strömungen.

Aus der Verbindung der Menschenbilder beider Ansätze kann eine übersichtliche, übergreifende und in aktueller psychologischer Terminologie beschreibbare Vorstellung vom menschlichen Wesen entstehen: Die Kognitive und Handlungspsychologie betrachtet den Menschen als handelndes Wesen, welches (aktiv, bewußt, planvoll und eher rational) Ziele verfolgt und dabei ständig Informationen verarbeitet und anwendet.

Die konzeptionelle Basis-Einheit: Der Mensch als "Ganzheitliches Informationsverarbeitungs- und Handlungssystem"

Ich möchte deshalb ein psychologisches Menschenbild vorschlagen, welches den Menschen primär als "Ganzheitliches Informationsverarbeitungs- und Handlungssystem" versteht. Dieses Konzept empfehle ich gleichzeitig als Basis-Einheit für eine umfassende Sichtweise des Menschen und eine vereinheitlichte Psychologie. Will man besonders knapp formulieren, kann man auf die Betonung der Ganzheitlichkeit verzichten und den Menschen einfach als "Informationsverarbeitungs- und Handlungssystem" (I&HS) bezeichnen.

Flexible psychologische Beschreibungsmöglichkeiten für den Menschen

Die Vielgestaltigkeit und Dynamik des Menschen läßt sich m. E. am besten mit Hilfe eines flexiblen Beschreibungssystems erfassen. Die vorgeschlagene Basis-Einheit - als Kern eines solchen Systems - scheint gut geeignet, wesentliche Merkmale und Funktionen des Menschen zu beschreiben sowie essentielle Gesichtspunkte verschiedener psychologischer Menschenbilder, in einer erweiterten Form, zu integrieren. Auf Grundlage der flexibel ergänzbaren Basis-Einheit sind mehrere Erweiterungen möglich, je nachdem, was man am menschlichen Wesen herausheben bzw. welche Kernaussagen man verknüpfen möchte, beispielsweise:
Der Mensch als
o lernendes und sich entwickelndes I&HS
o intelligentes, kreativ-intuitives I&HS
o lustsuchendes und unlustvermeidendes I&HS
o motiv- und emotionsaktiviertes I&HS
o Bewußtsein besitzendes, sich selbst beobachtendes I&HS
o Bedürfnisse, Gefühle, Befriedigung und Schmerz empfindendes I&HS
o zeit-/teilweise irrationales und ambivalentes I&HS
o Normen berücksichtigendes I&HS
o biologisches und sozio-kulturelles I&HS
o kontextsensitives, aktiv-adaptives I&HS
o in ständiger Interaktion mit der Umwelt (und sich selbst) stehendes I&HS
o sich selbst organisierendes, dynamisches I&HS
o "chaotisches" (non-lineares) I&HS

Diese neue Darstellungsform ermöglicht zudem eine Betrachtungsweise, welche die scheinbaren Gegensätze des Menschen als Polaritäten eines Ganzen begreift. Zum Beispiel: Der Mensch als kognitives (informationsverarbeitendes) und gleichwohl auch emotionales System.

Bei der Charakterisierung eines komplexen Objekts oder Systems gibt es verschieden ausführliche Formen der Beschreibung (vgl. Gell-Mann 1994). Für eine komprimierte psychologische Beschreibung kann auf die obigen Ergänzungsmöglichkeiten zur Basis-Einheit oftmals durchaus verzichtet werden. Denn das Konzept "Informationsverarbeitungssystem" impliziert beispielsweise, daß äußere und innere Reize (auch Körperempfindungen) bzw. Informationen und Verhaltenskonsequenzen verarbeitet und teilweise gespeichert werden. Außerdem schließt es ein, daß Verbindungen zwischen Informationen erlernt oder auf neue Weise (kreativ) verknüpft werden. Das Konzept "Handlungssystem" beinhaltet die Aktivierung durch Kognitionen, Emotionen, Bedürfnisse - seien diese nun bewußt oder unbewußt - sowie die Interaktion mit der Umwelt.

Vorschlag für ein erstes einheitliches Menschenbild der Psychologie

Die Basis-Einheit kann des weiteren als Grundlage für ein erstes gemeinsames Menschenbild der Hauptströmungen dienen. Ich möchte hier ein einheitliches, übergreifendes und dennoch übersichtliches Menschenbild der Psychologie zur Diskussion stellen:
Der Mensch als lernendes, kreatives, emotionales, Befriedigung anstrebendes, ganzheitliches Informationsverarbeitungs- und Handlungssystem.
Es ist also möglich, wenn man eine komplexe und integrative Darstellung anstrebt, auf diese in einem Dutzend Wörtern beschreibbare Konzeption des Menschen zurückzugreifen. Das Wesentliche konzentriert zusammenzufassen erscheint mir besser als die einäugige Auswahl eines reduzierten Menschenbildes. Ein umfassendes Menschenbild ist, wie bereits betont, auch eine wichtige Voraussetzung für die Vereinheitlichung der Psychologie.

Manchen Menschen mag die Bezeichnung "Informationsverarbeitungs- und Handlungssystem" zu technisch klingen; diesen darf ich folgende Beschreibung vorschlagen, bei der allerdings einige Charakteristiken verloren gehen: Der Mensch als denkendes, lernendes, kreatives, emotionales, Befriedigung anstrebendes, handelndes Wesen.

Die Verbindung von Kognitiver und Handlungspsychologie als Basis für eine Integration der Psychologie (kognitiv-handlungspsychologisches Framework)

Meines Erachtens spricht viel für eine Verknüpfung von Kognitiver Psychologie und Handlungspsychologie. Angesichts vielfältiger Beziehungen sowie zahlreicher Übereinstimmungen zwischen beiden Ansätzen bei der Erforschung und Beschreibung von Kognitionen und Aktivitäten erachte ich es als sinnvoll, beide Positionen als eine Hauptströmung der Psychologie zu betrachten und für sie ein gemeinsames Menschenbild (siehe oben) zu konzipieren (Munzert 1996). Die beiden Ansätze verbindet viel, sie ähneln sich mehr, als sie sich unterscheiden; sie ergänzen sich vortrefflich. Man könnte sogar sagen, daß sie für die angemessene Beschreibung und Erklärung psychischer Vorgänge förmlich aufeinander angewiesen sind. So können die inneren Seiten des Handelns oft mit Konzepten der Kognitiven Psychologie am besten beschrieben werden. Das kognitive System und das Handlungssystem arbeiten zusammen und durchdringen einander. Ein großer Teil menschlicher Informationsverarbeitung bzw. Kognition ist handlungsorientiert. Meist findet eine kombinierte Informationsverarbeitung und Handlungsausführung statt (dargestellt in Munzert 1999). Deshalb plädiere ich dafür, Kognitive Psychologie und Handlungspsychologie - statt gesondert - als gemeinsame Strömung zu verstehen und als Kognitive und Handlungspsychologie zu bezeichnen.

Ich versuche eine Vereinheitlichung der Psychologie auf kognitiv-handlungspsychologischer Basis und schöpfe gleichzeitig aus dem Erkenntnis- und Konzeptreservoir von Psychoanalyse, Humanistischer Psychologie und Behaviorismus. Viele Phänomene können aus kognitiv-handlungspsychologischer Sichtweise gut verstanden werden. Ich halte die Kognitive und Handlungspsychologie als Integrationsfundament aus folgenden Gründen für ausgezeichnet geeignet: Sie ist differenziert und flexibel genug, um sowohl innere Strukturen und Prozesse als auch äußere Bedingungen menschlichen Erlebens, Verhaltens und Handelns integrativ zu erfassen. Zentrale Konzepte dieses Ansatzes wie Informationsverarbeitung, Kognition und Handlung erweisen sich in besonderem Maße als tauglich, essentielle Einsichten und Elemente aus anderen Richtungen aufzunehmen sowie Gleichartiges oder Ähnliches unter einem (neuen) Gesichtspunkt zu vereinen. Zudem besitzt diese Strömung, innerhalb der Psychologie, am meisten Anknüpfungspunkte zu Kognitiver Wissenschaft, Neurowissenschaften, Computerwissenschaft und Konnektionismus. Auch psychische Basismechanismen und Routinen (das "psychische Betriebssystem" des Menschen) lassen sich am besten mit Konzepten des kognitiv-handlungspsychologischen Ansatzes beschreiben und verstehen.

Das psychische Betriebssystem - Grundlegende Informationsverarbeitungs- und Aktivitätsmechanismen

In der GUPers werden Basismechanismen und Routinen menschlicher Informationsverarbeitung und mentaler Aktivität analysiert, die vermutlich bei allen psychischen Vorgängen eine Rolle spielen. Es geht dabei um grundlegende Informationsverarbeitungs- und Aktivitätsmechanismen, allgemeine psychische Prozeßcharakteristiken sowie fundamentale Systemeigenschaften und Ressourcen des Menschen. Jene Grundmechanismen schaffen erst die Voraussetzungen für die vielfältigen psychischen Funktionen wie Aufnahme, Verarbeitung, Speicherung und Anwendung von Informationen sowie ein ganzheitliches psychisches Systemgeschehen. Sie stellen gewissermaßen Konstanten des psychischen Systems dar, die unabhängig davon formuliert werden können, von welcher Position aus man sie betrachtet. Auf der Basis dieser Mechanismen entstehen auf einer neuen Funktions- bzw. Beschreibungsebene höhere psychische Fähigkeiten/Leistungen wie Kognition, Lernen, Gedächtnis, Sprache und Handlungsweisen.

Das psychische Betriebssystem beinhaltet und organisiert die Basismechanismen; es sorgt für die elementare, interne (teilweise unbewußte) Steuerung, regelt fundamentale Systemabläufe und ermöglicht die vielfältigen psychischen Aktivitäten und Zustände.

In uns laufen verknüpfte parallel-sequentielle Informationsverarbeitungs- und Aktivitätsmechanismen ab. Das gemeinsame Zusammenwirken paralleler, sequentieller, aufwärts- und abwärtsgerichteter sowie (zwischen verschiedenen Ebenen) interaktiver Verarbeitung wird in der GUPers beleuchtet. Es wird immer deutlicher, daß Menschen massiv parallel-arbeitende Systeme mit interaktiver Verarbeitung sind (in denen sich z. B. kognitive und motorische, sprachliche und nicht-sprachliche, bewußte und unbewußte Vorgänge gleichzeitig abspielen).

Aus der Verbindung von paralleler, sequentieller, aufwärts- und abwärtsgerichteter sowie interaktiver Verarbeitung entsteht die erstmals von mir beschriebene Integrierte parallel-sequentielle-interaktive Verarbeitung (IPSI-Processing). Ich habe keine Zweifel, daß im Kopf eines Menschen alles tatsächlich "integrativ-parallel-sequentiell-interaktiv" zusammenspielt; hier herrscht multiple Verknüpfung und Verarbeitung.

Emotionen, Motive sowie äußere Einflüsse können auf die Basismechanismen fördernd oder störend einwirken. Emotionale und motivationale Zustände wiederum beruhen - zumindest teilweise - auf den diskutierten Mechanismen und entsprechenden Basisprozessen.

Die Basismechanismen werden von unseren Hirnen realisiert, sie sind in der hier gewählten (psychologischen) Beschreibung letztlich Abstraktionen des verknüpften Geschehens von Milliarden Gehirnzellen. Vermutlich werden weitere Fortschritte der Neurowissenschaften auch die anatomisch-physiologischen Bedingungen und Substrate der postulierten Mechanismen aufzeigen.

Zwölf Prinzipien psychischen Geschehens

Aus den Erkenntnissen der Hauptströmungen der Psychologie, der Gehirn-, Chaos- und Komplexitätsforschung sowie der modernen Physik habe ich schließlich Prinzipien und Charakteristiken psychischen Geschehens abgeleitet. Mit Hilfe dieser Prinzipien sollen psychische Vorgänge allgemein charakterisiert und besser verstanden werden. Sie beziehen sich auf Regelmäßigkeiten, die den psychischen Phänomenen - wie sie in den vier Hauptströmungen behandelt werden - gemeinsam sind, beispielsweise Selbstorganisation, Dynamik, Struktur- und Prozeßverschmelzung (Munzert 1999). Statt von Prinzipien könnte man auch von ubiquitären Mustern psychischen Geschehens sprechen. Die charakterisierenden Regelmäßigkeiten hängen mehr oder weniger zusammen; ich will sie in Form von zwölf Prinzipien festhalten:
1. Das Prinzip der zugrundeliegenden Einheit und gemeinsamen Basis psychischer Phänomene
2. Das Prinzip der Komplexität und Emergenz psychischen Geschehens
3. Prinzip: Interaktivität und Dynamik psychischer Prozesse
4. Prinzip: Selbstorganisation und Entwicklung
5. Prinzip: Vielfalt, Variabilität und Polarität psychischer Vorgänge und Zustände
6. Prinzip: Überlagerung und fließende Übergänge psychischer Prozesse
7. Prinzip: Unschärfe, Struktur- und Prozeßverschmelzung
8. Prinzip: Verbrauch psychischer Energie
9. Prinzip: Multiple Aktivierung und Transformation psychischer Vorgänge
10. Prinzip: Adaptabilität, Kontextsensitivität und partielle Kontextabhängigkeit
11. Prinzip: Subjektivität und psychische Relativität
12. Prinzip: Psychische Unbestimmtheit

Auf merkwürdige Weise scheinen diese Prinzipien für psychische Prozesse gleichermaßen grundlegend und übergeordnet zu sein. Vielleicht ist es am besten, sie als Invarianten im ordentlichen Chaos psychischen Geschehens zu verstehen. Aus Raumgründen können diese hier nicht erörtert werden (siehe Munzert 1999). Wesentliche Aspekte der vorgestellten Prinzipien lassen sich immerhin in einer zusammenfassenden Beschreibung festhalten: Psychisches Geschehen beruht auf einer unteilbaren, facettenreichen Einheit, dem Menschen. Es ist ganzheitlich, komplex, dynamisch, interaktiv, selbstorganisierend, fließend, vielfältig, wechselhaft, kontextsensitiv, adaptiv, subjektiv-relativ und schwer vorhersagbar.

Neben den zwölf genannten Prinzipien postuliere ich ein übergeordnetes Prinzip der Ganzheitlichkeit und multiplen Verknüpfung psychischen Geschehens: Psychische Vorgänge stellen ein ganzheitliches Geschehen dar. Es besteht ein vielfältiges Ineinandergreifen der Komponenten des psychischen Systems (multiple Verknüpfung, Aktivierung und Verarbeitung). Einzelne Komponenten, Mechanismen oder Subsysteme lassen sich nur in analytischer Abstraktion isoliert betrachten; faktisch sind sie eng verwoben und ergeben ein mehr oder weniger kohärentes Ganzes. Man kann dies am besten am Gehirn erkennen. Alles ist in ein zusammenhängendes System eingebettet, oder anders formuliert: die vielfältigen Verbindungen und Zusammenhänge ergeben eine komplexe, funktionale Einheit, ein Integriertes Psychisches System (IPS). Die Beziehungen zwischen den Subsystemen festigen die Einheit. Das Ganze emergiert - anders betrachtet - aus den Komponenten. Als kurze Zusammenfassung dieses übergeordneten Prinzips bieten sich die folgenden Worte Heraklits (um 500 v. Chr./1989, S. 9) an: "...aus Allem Eins und aus Einem Alles".

Vorläufige Auswahl von Konzeptfamilien für eine einheitliche Psychologie

Es wäre vermessen, wollte ein einzelner Autor die Grundkonzepte einer vereinigten Psychologie festlegen. Darum möchte ich betonen, daß es sich hierbei um eine vorläufige Auswahl handelt, die selbstverständlich in Dialog und Kritik mit anderen Psychologen/Wissenschaftlern weiterentwickelt werden muß. In die folgende Auswahl werden Inhalte und Konzepte einbezogen, deren Berücksichtigung dem Verfasser einstweilen notwendig und sinnvoll erscheint.

Selbstverantwortlichkeit und Entscheidungsfreiheit des Menschen
- Bewußte Steuerungsfähigkeit
- Orientierung des Individuums an Normen und Werten

Bewußtsein
- Erleben von Vorgängen und Zuständen: Sinnesempfindungen, Gedanken, Gefühle, Bedürfnisse, Motive, Körpersignale, Bewegungen und Aktivitäten
- Fähigkeit zur Selbstbeobachtung und partielle Kenntnis des eigenen Zustands

Handeln
- Aktive Veränderung der Verhältnisse und des eigenen Zustands
- Absichtliche, geplante, kognitionsgesteuerte und zielgerichtete Aktivitäten
- Rationalität (vernünftig überlegend, planend und handelnd)
- Intuitives Handeln

Aktivierung und Beeinflussung durch Bedürfnisse und Gefühle
- Streben nach Bedürfnisbefriedigung und Lust, Unlustvermeidung

Aktivierung und Steuerung durch (bewußte) kognitive Prozesse
- Aufnahme, Verarbeitung, Speicherung und Anwendung von Informationen
- Kognitionen und Wissen
- Subjektive Realität, Interpretation der Lage, intuitives Verstehen
- Einstellungen, Überzeugungen und Interessen

Aktivierung und Beeinflussung durch unbewußte Prozesse/Motive
- Eingeschränkte Selbststeuerung
- Irrationales und zwanghaftes Verhalten (trieb- und affektgesteuert)

Aktivierung und Beeinflussung durch äußere Reize und Verhaltenskonsequenzen
- Anpassung/Einstellung auf Umwelt & Mitmenschen (Reaktives Verhalten)

Genetische und konstitutionelle Faktoren
- Wechselwirkung interner und externer Einflüsse bei Entwicklung und Veränderung der Person

Lernprozesse
-Lernen (Aneignung und Verwertung von Informationen/Erfahrungen)
- Einfluß der Vergangenheit des Individuums (Lern- bzw. Verstärkungsgeschichte)
- Automatisierte und routinisierte Verhaltensweisen sowie Gewohnheiten

Wesentliche Systemeigenschaften und -kapazitäten
- Lernfähigkeit, Intelligenz, Kreativität, Sprache, Intuition & Handlungskompetenz
- Wissen des Menschen über seine Eigenschaften und Fähigkeiten sowie die Welt (Selbst- und Realitätskonzept)

Realisierung des eigenen Potentials und Streben nach Selbstverwirklichung
- Aktive Gestaltung des Lebens
- Entfaltung und Vervollkommnung innerer Potentiale

Interaktion von Person und Situation
- Wechselwirkung von inneren Prozessen, Zuständen, Kapazitäten und äußeren Gegebenheiten

Die hier ausgewählten Komponenten widersprechen sich nicht und ergänzen sich gegenseitig.

Das "magische" Viereck

Zu den Kernstücken der Grand Unification Theory of Psychology zählt auch ein "magisches Viereck", welches die zentrale Bedeutung von Information, Kognition, Energie und Handlung (Aktivität) und deren Verwobenheit und gegenseitige Umwandlung hervorhebt.
[hier die 2. Abbildung einfügen]



Information Energie






Kognition Handlung


(vernetzt und ineinander überführbar)

Abbildung 2: Das magische Viereck der Grand Unification Theory of Psychology

Ausblick

Mittlerweile besteht Anlaß zu Optimismus. Neben den getanen Schritten auf dem Weg zur Vereinheitlichung der Psychologie zeigen sich einige weitere erfreuliche Tendenzen: Mußte ich mich früher fast dafür entschuldigen, solch ein "größenwahnsinniges" Vorhaben wie die Vereinheitlichung der Psychologie zu verfolgen, so ist die Integration mittlerweile wohl eine akzeptierte Zielsetzung geworden. Allmählich werden immer mehr Wissenschaftler aufgeschlossen gegenüber Einsichten und Erkenntnissen anderer Ansätze. Wichtige Richtungen, die bei vielen Forschern lange verpönt waren, wie Psychoanalyse oder Humanistische Psychologie, gewinnen wieder Beachtung.

So könnten nun Psychologen aller Schulen bereit sein, über ihre selbstgesetzten Grenzen hinweg, kooperativ an der Vereinheitlichung ihrer Wissenschaft zu arbeiten! Nachdem wir Menschen von der Evolution als komplizierte Geschöpfe hervorgebracht wurden, sollte es uns schließlich auch gelingen, unser eigenes Wesen in seiner ganzen Komplexität zu verstehen.

Zusammenfassung

Die Psychologie hat im Laufe ihrer Entwicklung große Fortschritte gemacht und beachtliche Erkenntnisse gewonnen. Doch ist es dieser Wissenschaft bislang weder gelungen, ein einheitliches Menschenbild zu schaffen, noch eine Integration ihrer Hauptströmungen zu realisieren. Bei näherer Betrachtung zeigt sich, daß die wichtigsten psychologischen Strömungen und ihre Auffassungen vom Menschen sich nicht gegenseitig ausschließen, sondern einander gut ergänzen und kompatibel sind. In diesem Artikel wird deshalb ein Ansatz vorgestellt, der die Einheit der Psychologie anstrebt: Grand Unification Perspective of Psychology (GUPers). Das Ziel des Projekts besteht darin, die Grundlagen für eine Verbindung der Hauptströmungen der Psychologie und ihrer wesentlichen Aussagen über den Menschen zu schaffen und dadurch zu einer Erneuerung der Psychologie beizutragen. Der Ansatz führt Kognitive Psychologie, Handlungspsychologie, Psychoanalyse, Behaviorismus und Humanistische Psychologie zusammen.
Über bisher erfolgte Schritte der Vereinheitlichung wird berichtet. Schließlich wird ein gemeinsames Menschenbild für alle Hauptströmungen vorgeschlagen sowie Konzeptfamilien, Basismechanismen und allgemeine Prinzipien psychischen Geschehens vorgestellt.

Vereinheitlichung - Menschenbild - Basismechanismen - psychologische Prinzipien

Summary

Psychology has made great progress und already gained valuable results in the course of its development. But this science has not yet achieved a unified view of man nor a unification of its approaches. Closer consideration shows that the different psychological approaches and their views of human nature are complementary and compatible. Therefore, an integrative project is presented: The Grand Unification Perspective of Psychology (GUPers). The aim of this initiative is to create the foundations for unifying cognitive psychology, action psychology, psychoanalysis, humanistic psychology and behaviorism and their essential insights. This might lead to a renewal of psychology. Steps already taken towards unification are reported. Finally, a unified image of man is presented, along with basic psychological mechanisms and general principles.

Unification - image of man - basic mechanisms - general principles

Literatur

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3 mal bearbeitet. Zuletzt am 14.05.2014 10:38 von Dr. Munzert.
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